Herzogpark-Drama: Zahnarzt schwer belastet

Klaus H. (63) schoss seiner Ehefrau nach einem Streit ins Gesicht. Jetzt drohen dem Promi-Arzt 15 Jahre Gefängnis. Der Prozess soll erst nach dem Sommer beginnen.
von  Ralph Hub
Versuchter Mord im noblen Bogenhausen: Ein Zahnarzt (65, rechts im Bild) schoss seiner Freundin (37) in den Mund.
Versuchter Mord im noblen Bogenhausen: Ein Zahnarzt (65, rechts im Bild) schoss seiner Freundin (37) in den Mund. © API

München - Die Chancen für Klaus H. auf ein milderes Urteil im Prozess wegen versuchten Mordes sind spürbar gesunken. Als der 63-Jährige in seinem Haus im vornehmen Herzogpark vor zwei Wochen auf seine Freundin schoss, stand er weder unter Drogen- noch unter Alkoholeinfluss.

In der Nachbarschaft hatten Zeugen berichtet, Klaus H. sei betrunken gewesen, als es am 22. Januar abends zum Streit mit seiner Freundin kam. Kurz vor Mitternacht hatte er dabei der Mutter seiner Tochter mit einer Pistole ins Gesicht geschossen. Sandra W. (37) wollte den prominenten Zahnarzt verlassen. Sie hatte für sich und ihre Tochter bereits eine neue Wohnung gemietet.

Sandra W. lag bereits im Bett, als Klaus H. noch einmal das Haus verließ. Er ging zu seinem auf der Straße geparkten Porsche Cayenne, in dem eine Waffe lag: eine Browning vom Kaliber 6,35. Als er die Pistole aus einem Handschuhfach nahm und durchlud, löste sich ein Schuss. Das Projektil durchschlug die Windschutzscheibe.

Klaus H. ging ins Haus, ins Zimmer seiner Freundin, zielte auf ihr Gesicht und drückte ab. Die Juristin überlebte nur knapp. Das Projektil blieb im Genick, knapp neben der Halsschlagader stecken. Spezialisten konnten die Kugel in einer komplizierten Operation entfernen.

Klaus H. stürzte sich nach der Tat aus dem zweiten Stock vom Balkon. Mit Schnittwunden am Rücken und einem gebrochenen Unterarm kam er ins Krankenhaus. Wie bei solchen Fällen üblich, wurde in der Klinik eine Blutprobe des Verdächtigen genommen. Jetzt liegt das Ergebnis vor. Nach AZ-Informationen war Klaus H. absolut nüchtern: 0,0 Promille und kein Hinweis auf Drogen. Damit hat die Verteidigung im Prozess kaum Chancen ihre Strategie auf eine Tat im Affekt oder auf verminderte Schuldfähigkeit wegen vorübergehend aufgehobener Steuerungsfähigkeit auszurichten.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Arzt Mordversuch vor. Sie geht dabei von Heimtücke und niederen Beweggründen aus. „Die Ermittlungen werden vermutlich noch etliche Wochen dauern“, sagt Staatsanwalt Peter Preuß.

Klaus H. drohen 15 Jahre. Momentan sitzt er in der JVA in Stadelheim in einer acht Quadratmeter großen Zelle. Arbeiten darf er nicht, wie alle Untersuchungshäftlinge. Er hat eine Stunde Hofgang am Tag. Die restliche Zeit sitzt er in seiner Zelle.

Der Prozess gegen ihn wird voraussichtlich erst in der zweiten Jahreshälfte beginnen.

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