Grünspitz in München-Giesing: Anwohner beklagen sich über Lärm
Giesing - Eigentlich ist der Straßenlärm hier schon belastend genug. Aber den kann Uwe Wolf nicht mal mehr hören, wenn unten am Grünspitz die Musik aus den Boxen dröhnt. Der 82-Jährige leidet massiv unter dem Lärm bei Veranstaltungen und berichtet von Nachbarn, denen es ähnlich gehe.
Hier, wo die Tegernseer Landstraße auf die Martin-Luther-Straße trifft, befindet sich der ehemalige Autohof, der seit 2015 dem Gemeinschaftsprojekt des Vereins Green City Platz bietet. Auf den 2.000 Quadratmetern soll nächstes Jahr eine öffentlich nutzbare Freifläche entstehen. Bis dahin wird das Areal mit kulturellen Aktionen bespielt.
Fanprojekt-Mitarbeiter über Lärm: Wir halten uns an die Ruhezeiten
Seit der Rückkehr der Sechzger ins Grünwalder Stadion ist auch das Team vom Fanprojekt hier aktiv. Unter der Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt fördert das Fanprojekt eine friedliche Sportkultur – zu der auch sozialverträgliches Feiern rund um die Spiele gehört.
Fanprojekt-Mitarbeiter Lothar Langer war auch bei den Veranstaltungen am Grünspitz dabei und schildert die Lage anders: "Klar, es war laut – allerdings im zeitlichen Rahmen. Um zehn war Schluss und an einer viel befahrenen Straße bringt auch etwas lautere Musik die Menschen um diese Uhrzeit glaube ich nicht aus dem Konzept", sagt er im Gespräch mit der AZ. Es gehe ihm in der Sache um konstruktiven Austausch und um die Chancen, die der Grünspitz bietet. "Das ist so ein interessanter Ort mit richtigem urbanen Leben", findet er.
Nachdem es tatsächlich etwas laut gewesen sei, habe er die Musik auch leiser gestellt. "Ich habe mit mehreren Leuten im Hochhaus gegenüber gesprochen, das waren alles gute Gespräche", erzählt Langer weiter.

Irene Kitsch von Green City sieht auch Probleme am Platz: "Wir haben in den vergangenen Jahren zunehmend Probleme mit Vermüllung erlebt. Der Platz ist öffentlich zugänglich, wir haben keinen Einfluss auf Fans, die hier Flaschen herumwerfen. Daher haben wir die Kooperation mit dem Fanprojekt gestartet." Die Idee ist also: Wenn im Grünwalder Stadion gespielt wird, ist das Viertel sowieso betroffen. Zusammen mit den Veranstaltern und Streetworkern des Fanprojekts laufen die Feiern dann organisiert ab – und zivilisierter, als es sonst vielleicht der Fall wäre.
Die Anwohner wollen nicht mehr auf dem Balkon sitzen
Uwe Wolf will sich aber weiter gegen den Lärm wehren. Auch Hella Weiss und Carmen Schröder, die im gleichen Haus wohnen, bestätigen: "Das war unerträglich." Am Balkon könne man dann nicht mehr sitzen. "Das ist nicht meine persönliche Empfindlichkeit", ist Uwe Wolf sich sicher. Er fühlt sich unverstanden, auf Antworten des Bezirksausschusses habe er 15 Wochen gewartet. Im Dezember hatte Green City die Anwohner zu einem Treffen am Grünspitz geladen, um die Lärmsituation zu besprechen. Das Protokoll hält fest: Green City will sich dafür einsetzen, dass vereinbarte Regeln eingehalten werden.
Die Lage bei einer Feier des Fanprojekts schildern die Beteiligten unterschiedlich. Unerträglich sagen Uwe Wolf, Carmen Schröder und Hella Weiss. "Wir haben uns im Rahmen bewegt und um konstruktive Gespräche bemüht", sagt Langer.
Schweben bald Blumen über dem Viktualienmarkt?
Anwohner am Platz ist auch Sebastian Roloff, ehemaliger SPD-Bundestagskandidat für den Münchner Süden. Er sagt: "Der Grünspitz ist ein schönes Projekt. Es ist auch klar, dass es dabei zu Krach kommt und ich kann nachvollziehen, wenn Anwohner sich gestört fühlen. Der Lärm hier ist im Rahmen, das Thema muss eben richtig kanalisiert werden, damit alle zurechtkommen." Persönlich fühlt er sich nicht gestört, es schade aber nicht, das Thema anzusprechen.
Ohnehin ist in absehbarer Zeit Sense am Grünspitz – dann übernimmt die Gesellschaft für Stadterneuerung GmbH und errichtet die Freizeitfläche. Green City plant heuer noch drei Veranstaltungen: ein Sommerfest, das "Ois Giasing", und den Adventsmarkt. Und mit Fußball-Fans ist erstmal auch nicht mehr zu rechnen. Noch ein Spiel in Giesing – dann ist Sommerpause.
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