Grau und hässlich: Die Schallschutzmauer in München-Englschalking

Sie sollte lichtdurchlässig und ansehnlich sein: Doch die Schallschutzmauer bei Englschalking ist ein grauer Betonklotz.
von  Gaby Mühlthaler
Es wird kräftig gebaut, doch transparent ist hier fast nichts. Lediglich kleine Schlitze im Beton lassen Licht durch.
Es wird kräftig gebaut, doch transparent ist hier fast nichts. Lediglich kleine Schlitze im Beton lassen Licht durch. © gm

Bogenhausen - Statt einer transparenten Lärmschutzwand, wie von der Stadt versprochen, wächst nun eine zwölf Meter hohe Betonmauer zwischen der entstehenden Siedlung westlich des S-Bahnhofs Englschalking und der Bahnlinie empor. Bürger und Bogenhauser Bezirksausschuss (BA) sind stinksauer und fordern den Rückbau der Mauer.

Die Wand hat schon einen Spitznamen: Chinesische Mauer

An der Brodersenstraße, westlich des S-Bahnhofs Englschalking, werden 140 Wohnungen gebaut. Drei bis vier Stockwerke plus zurückgesetzte Terrassengeschosse werden die vier, maximal 16 Meter hohen Gebäude haben. Direkt östlich der Bauten sieht man bereits die zwölf Meter hohe Lärmschutzwand aus Beton mit vereinzelten Schlitzen, in die wohl Glas eingesetzt wird.

Weil gleich daneben die Flughafen-S-Bahn und der gesamte Güterverkehr zwischen München und Mühldorf vorbei rattert, braucht es diesen Lärmschutz, der eigentlich transparent sein sollte. Das hatte die Stadt den Nachbarn und dem Bezirksausschuss im Vorfeld der sehr umstrittenen Bebauung versprochen und im Entwurf des Bebauungsplans festgeschrieben.

Inzwischen ist klar: Das Versprechen wurde nicht eingehalten! Im gültigen Bebauungsplan steht nichts mehr von einer transparenten Wand, und der Investor baute in Beton.

Politiker sind empört

„Ich weiß nicht, wie viel Zeit ich investiert habe, um diese Chinesische Mauer zu verhindern. Mich verdrießt diese Monstrosität täglich, wenn ich zur S-Bahn gehe", schimpfte BA-Chefin Angelika Pilz-Strasser (Grüne) auf der jüngsten Sitzung des Gremiums. "Wenn so eine Änderung dann einfach möglich wird, brauchen wir uns nicht mehr mit Themen zu befassen!"

Harsche Kritik äußerte auch Petra Cockrell (CSU): "Der Mangel an Qualität in der Stadtplanung ist erschütternd! Toll gemacht, liebe Stadt!" Robert Brannekämper (CSU) wunderte sich über die massive Schallschutzmauer, die auf lange Sicht wohl überflüssig wird. Im Rahmen der städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme (SEM) für die 600 Hektar Fläche zwischen Bahnlinie und östlicher Stadtgrenze, sollen die Gleise nämlich in einem Tunnel verschwinden. "Die Mauer ist ein Multi-Versagen des ganzen Planungsreferats. Stadtbaurätin setzen, Bürgerbeteiligung Note sechs", so Brannekämper.

Der gesamte Bezirksausschuss findet es problematisch, dass im Fall der Schallschutzmauer die mit den Bürgern getroffene Abmachungen ausgehebelt wurden. "Wird das bei der Bürgerbeteiligung zur SEM auch so laufen? Es hat den Anschein, dass die Bürger beschäftigt werden sollen, während das Planungsreferat sein eigenes Süppchen kocht", so Peter Reinhard (CSU). Einstimmig fordert das Gremium den Rückbau der "Chinesischen Mauer" und Aufklärung darüber, wieso es zu der Änderung kam.

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