Giesing: Schizophrene Frau verstirbt im Krankenhaus nach Polizeieinsatz

Untergiesing-Harlaching - Es begann als Routineeinsatz. Ein 16-Jähriger rief die Polizei, weil eine Frau sein Smartphone nicht mehr herausrücken wollte. Am Ende kam die 30-Jährige in die Notaufnahme und wurde nach einem Zusammenbruch auf der Intensivstation einer Klinik behandelt. Wie die Polizei nun mitteilt, ist sie dort am Dienstag, 5.4. verstorben. Die Münchnerin litt an manischer Schizophrenie.
Eine Obduktion im Institut für Rechtsmedizin und auch die laufenden Ermittlungen haben "keine eindeutigen Erkenntnisse zur Todersursache" ergeben. Das Bayerische Landeskriminalamt hat nun interne Ermittlungen zur Rechtmäßigkeit der polizeilichen Zwangsmaßnahmen begonnen.
Frau in Giesing will Teenager Handy nicht zurückgeben
Patienten, die an manischer Schizophrenie leiden, zeigen nach Auskunft von Ärzten übersteigerte Aktivität, starke innerer Unruhe, Stimmungsschwankungen, aber auch Anzeichen von Realitätsverlust und Distanzlosigkeit im Umgang mit anderen.
Das würde erklären, warum die 30-Jährige am Sonntagabend in der Freibadstraße einen Teenager ansprach. Sie wollte sein Handy. Der 16-Jährige gab ihr das iPhone. Die Münchnerin begann zu telefonieren, nach einer halben Stunde sprach sie noch immer. Der Jugendliche wollte sein Handy zurück, doch die fremde Frau weigerte sich. Er rief die Polizei.
Zwei Streifen der Polizeiinspektion 23 (Giesing) fuhren zu der Wohnanlage. Das Handy hatte die Frau eingesteckt. Als die Beamten die auffallend kleine und korpulente Frau ansprachen, "machte sie einen psychisch auffälligen Eindruck", sagt Polizeisprecher Sven Müller.
Sie war extrem unkooperativ, wehrte sich. Mit ihren langen Fingernägeln versuchte sie, die Polizisten zu kratzen. Zudem bespuckte und beschimpfte sie die Beamten.
Situation eskaliert: Frau tickt aus und kollabiert nach Polizeieinsatz
Die Streifenpolizisten rangen die Frau zu Boden und legten ihr Handfesseln an. Die Münchnerin wehrte sich so heftig, dass sich dabei zwei der Beamten leicht verletzten. Als sich die 30-Jährige beruhigt hatte, so der Polizeisprecher, wurden ihr die Handfesseln abgenommen. Daraufhin rannte sie auf die Fahrbahn und ließ sich zu Boden fallen. Erneut wurden ihr Handfesseln angelegt.
Die 30-Jährige kam in die Chiemgaustraße zur PI 23. Anschließend sollte sie wegen ihrer psychischen Probleme in einem VW Bus in die Psychiatrie gebracht werden. Bei der Ankunft wurde die Patientin auf einer Trage fixiert, weil sie sich weiter heftig wehrte.
30-Jährige muss von Psychiatrie auf Intensivstation verlegt werden
Dem Klinikpersonal fiel auf, das ein Arm der Frau ungewöhnlich vom Körper abstand. Ob er gebrochen ist oder ausgerenkt, war am Montag nicht in Erfahrung zu bringen. "Ebenso wenig ist bekannt", sagt Sven Müller, "wie sie sich die Verletzung zuzog." Im weiteren Verlauf verschlechterte sich der Zustand der 30-Jährigen. Sie kollabierte und verlor das Bewusstsein. Zwei Tage später verstarb die Frau auf der Intensivstation.
Die Kripo hat die Ermittlungen übernommen. Es müsse abgeklärt werden, so der Polizeisprecher, inwieweit der medizinische Zustand der 30-Jährigen im Kontext mit dem Einsatz steht oder ob eine Vorerkrankung eine Rolle spielen könnte.