Gewofag-Mieter in München-Obergiesing frieren seit drei Wochen

Gewofag-Mieter in der Chiemgaustraße in München-Obergiesing müssen seit Wochen in ihren Wohnungen frieren. Mal bleiben Heizkörper kalt, dann gibt es kein Warmwasser.
von  Eva von Steinburg
So sieht das kalte Haus in Giesing aus.
So sieht das kalte Haus in Giesing aus. © Daniel von Loeper

München – Teils sind die Fenster undicht. Es zieht kalt durch den Ritz unter der Wohnungstür: Im Herbst sind Gewofag-Mieter in der Siedlung Chiemgaustraße das Frösteln gewöhnt. "Ich rolle eine Decke vor die Tür und muss meine Heizung höher drehen", erklärt Mieterin Dijana Todorovic.

In ihrer Siedlung in Giesing regt sich jetzt aber handfester Protest – weil viele Mieter zu oft frieren: Familien mit kleinen Kindern und Rentner, die den ganzen Tag zu Hause sind, tragen bei oft nur 15 Grad in der Wohnung Jacke und dicke Wollsocken. Der Grund: "Die Heizanlage spinnt seit drei Wochen", sagt Verkäuferin Todorovic, 26.

Beschwerden: Gewofag-Mieter fühlen sich vertröstet

"Mal bleiben die Heizkörper kalt, dann gibt es kein Warmwasser oder beides zusammen", sagt Mutter einer vierjährigen Tochter. "Mein Kind ist eingepackt wie ein Eskimo. Am Sonntag hatte meine Tochter Fieber – und ich konnte die Heizung nicht aufdrehen."

Darüber hat sie sich schriftlich bei der Gewofag beklagt. Die Beschwerde-Odyssee beginnt am 27. Oktober: Sie bittet das erste Mal telefonisch bei der Gewofag um Hilfe. In der Woche darauf läuft sie persönlich – mit einer zweiten Mutter aus der Wohnanlage – wegen der ärgerlichen Kälte zum Gewofag-Mieterzentrum an der Hohenwaldeckstraße – ohne Erfolg. Bei weiteren Anrufen fühlt Todorovic sich vertröstet mit Aussagen wie: "Da ist jemand unterwegs." Sie sagt: "Man denkt, dass in vier Stunden wieder warmes Wasser da ist. Doch das ganze Wochenende ist nichts passiert."

Anträge auf eine Mietminderung hat sie am Montag per Post losgeschickt – für sich und drei weitere Parteien. "Die Gewofag ist verpflichtet, dafür zu sorgen, dass unser Wohnraum bewohnbar ist, für den sie Miete verlangt. Wie würden die sich fühlen, wenn sie in so einer kalten Bude sitzen würden?", fragt Mieterin Todorovic.

So sieht das kalte Haus in Giesing aus.
So sieht das kalte Haus in Giesing aus. © Daniel von Loeper

"Die Kinder sitzen in Decken gerollt auf dem Sofa"

In ihrer netten Hofclique in der Chiemgaustraße 99 sind sie neun Frauen, die sich helfen. Sie alle fühlen sich von der Gewofag "hingehalten, und auf gut Deutsch: grundsätzlich verarscht", sagt Dijana Todorovic.

Auch Seniorenpflegerin Silke Kuss schimpft. In der Siedlung aus den 50er Jahren zahlt sie mit Familie für ihre 68-Quadratmeter-Wohnung knapp 900 Euro Miete: "Kassieren können sie, aber zum Reparieren haben sie keine Zeit", ärgert sie sich. "Ich bin sowas von sauer. Ich fühle mich hilflos", klagt die Seniorenpflegerin.

Familie Clement hat drei Kinder – zwei, fünf und sechs Jahre alt. "Es ist eisig bei uns", sagt Mutter Sabrina Clement, 29. "Der Boden ist kalt. Das ist nicht schön. Die Kinder sitzen in Decken gerollt auf dem Sofa."

Kürzlich hatte sie für ihre Zweijährige einen Termin beim Kinderarzt für eine gründliche Routine-Untersuchung – und konnte das Mädchen vorher nicht richtig baden, nicht die Haare waschen, weil das Wasser nur lauwarm war. "Wir können uns hier nicht mehr gescheit duschen. Wir haben nur Katzenwäsche gemacht. Warum, habe ich dem Kinderarzt auch erklärt", erzählt Clement. Peinlich war es ihr trotzdem.

Können die Mieter mit einer Mietminderung rechnen? 

Der Grund für den Ärger: Weil in der Siedlung die Heizungsanlage modernisiert wird, muss bis Frühjahr 2019 auf externe Heizmobile zurückgegriffen werden. Bei einigen Häusern waren die in den vergangenen Wochen dreimal ausgefallen, bestätigt die Gewofag. Der Austausch sei in die Wege geleitet.

Auf AZ-Nachfrage sichert die Gewofag zu: "Bei allen betroffenen Mietparteien wird die Gewofag die Möglichkeit einer angemessenen Mietminderung prüfen und gegebenenfalls entsprechende Angebote zeitnah unterbreiten."

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