Geländer fliegt vom Dach: Die Zoll-Kuppel zerfällt

Das Geländer ist total verrostet, ein Dutzend Fenster sind kaputt. Das Hauptzollamt muss offenbar dringend renoviert werden.
München - Walter Landsperger dachte erst an einen Auspuff. Das Metallstück lag morgens im Fahrzeughof des Hauptzollamts. Der Hausmeister der Behörde sah an jenem Märzmorgen genauer hin und merkte bald: Das 50 Zentimeter lange Ding stammte nicht von der Unterseite eines Autos. Es kam von oben. Vom Dach.
Das dünne Rohrstück ist an beiden Enden rotbraun und sieht aus, als hätte man es von irgendetwas abgerissen. Es ist ein Eckstück des Geländers der 18 Meter hohen Lichtkuppel. Jahrzehntelang vom Rost zernagt, ist es jetzt einfach abgefallen.
Das über 100 Jahre alte gläserne Bauwerk ist der Hingucker auf dem Gebäude an der Donnersbergerbrücke. Beim Bau 1912 sollte es Tageslicht ins lang gezogene Lagergebäude leiten, in dem die Zöllner einst ganze Zugladungen abfertigten. Die grüne Glaskuppel ist ein Wahrzeichen der Stadt. Und sie fällt buchstäblich auseinander.
Am Montag wurden die Höfe rund ums Hauptzollamtgebäude teilweise eingezäunt – falls noch so ein Metallrohr hinunterfällt. Dann stiegen Dachdecker dem Zoll aufs Dach. Sie haben laut Zollfahndungsamtssprecher Christian Schüttenkopf das gesamte Geländer mit einem Seil gesichert, an allem gerüttelt und alles überprüft. Laut Schüttenkopf wurden weitere lockere Geländerteile entfernt. „Jetzt wird beratschlagt, in welchem Umfang weiter verfahren wird.“
Die Zäune wurden am nächsten Tag wieder abgebaut – die Schäden aber sind noch da. Neben dem völlig verrosteten Geländer sind auch die Fenster in äußerst schlechtem Zustand. „13 sind gesprungen“, sagt Schüttenkopf.
Gut möglich also, dass bald eine weitere Münchner Sehenswürdigkeit eingerüstet wird. Die kupferummantelte Kuppel wurde 1987 letztmals saniert. Schon damals war das Geländer völlig marode: „Als Erneuerungsanstrich ausgeführt werden musste die Beschichtung des stark verrosteten Rohrgeländers an den äußeren Kuppelumgängen“, schreibt die Malerzeitschrift „Die Mappe“.
Das Geländer wurde aufwändig saniert und neu gestrichen – genau wie die „sonst sehr schöne Kupferpatina der Kuppelummantelung“, so der Autor der „Mappe“. „Hier hatten die jahrzehntelang vor sich hinrostenden Rohrgeländerteile ihre braune Fracht krustig und knochenhart verteilt.“
25 Jahre später hat der Zoll wieder dieselben Probleme. Jahrzehntelang hat der Eigentümer, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, hier nur das Nötigste instand gesetzt. Das halb leere Gebäude, in dem Zollfahndung und die Finanzkontrolle Schwarzarbeit sitzen, sollte ja schon oft verkauft werden. Ein Scheich wollte im Innenhof zur Landsberger Straße sogar eine Moschee bauen. Er scheiterte an den strengen Denkmalschutzauflagen – wie andere potentielle Investoren auch.
Ob und wann die Kuppel generalsaniert wird, ist noch nicht geklärt. Die Renovierung werde laut Christian Schüttenkopf auf jeden Fall „viel Geld in Anspruch nehmen“.