Foodsharing im Kinderzimmer

„Foodsharing“ kommt in München noch nicht besonders gut an. Ein Elfjähriger könnte das jetzt ändern.
Laura Kaufmann |
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Leander in seinem Kinderzimmer: Hier werden jetzt ganz offiziell Lebensmittel gerettet.
Petra Schramek Leander in seinem Kinderzimmer: Hier werden jetzt ganz offiziell Lebensmittel gerettet.

„Foodsharing“ kommt in München noch nicht besonders gut an. Ein Elfjähriger könnte das jetzt ändern: Leander hat in seinem Kinderzimmer in Neuhausen einen Foodsharing-Lebensmittelladen eröffnet.

München -Fünf Essenskörbe sind gerade im Angebot. Ein Kasten alkoholfreies Weißbier in Allach, eine offene Packung Lorbeerblätter bei Pasing, drei Stück alkoholfreie Malzbiere und eine Reihe Babybreie bei Trudering, eine Bio-Kiste mit zwei Stück Braunhirse, 500 Gramm Linsen und 300 Gramm Buchweizen-Nudeln in Obergiesing.

Fünf Essenskörbe für eine ganze Stadt sind wenig. „Das Problem, das wir in München haben, ist, dass das Projekt noch sehr jungfräulich ist“, sagt Barbara Merhart von Bernegg, die das Münchener Foodsharing betreut. „Aber dass Interesse da ist, merkt man schon – egal wann ich etwas anbiete, sofort melden sich Leute.“

Das Konzept der Plattform „Foodsharing.de“ ist simpel. Mitgründer der Plattform ist Valentin Thurn, Autor und Regisseur des Films „Taste The Waste“: „Wir wollen nicht nur die Salatköpfe retten, sondern auch die Köpfe der Menschen ändern“. Speisen im Wert von 22 Milliarden Euro würden jedes Jahr in Deutschland weggeworfen. 19 779 aktive Nutzer auf Foodsharing wollen aus diesem Kreislauf ausbrechen.

Leute bieten hier an, was sie an Essen übrig haben – weil sie in den Urlaub fahren, sich beim Einkauf verkalkuliert haben, weil’s ihnen doch nicht schmeckt. Mit dabei ist in München zum Beispiel auch ein Kartoffelbauer, der seine nicht normgerechte Ernte zur Verfügung stellt. Andere „Foodsharer“, die diese Lebensmittel gebrauchen können, holen sie ab. Kostenlos natürlich. So soll weniger Essen im Müll landen.

Einer, der diese Idee mag, ist Leander Rab-Wunder, elf Jahre alt. Das Thema fing an, ihn zu interessieren, als er mit seinem Papa einen Vortrag über Nachhaltigkeit besuchte. Jetzt hat er sein Kinderzimmer umgerüstet – als Foodsharing-Lebensmittelladen sozusagen. Hier können Foodsharer zu den Öffnungszeiten überflüssige Lebensmittel vorbeibringen und andere diese abholen. Diesen Samstag ab 16 Uhr zum ersten Mal. „Mein Zimmer geht zur Straße raus, deswegen bietet sich das an“, sagt Leander ganz pragmatisch. Fremde im eigenen Reich? Kein Problem. Ob seine Klassenkameraden das cool finden, weiß er auch nicht so genau. „Aber wenn ein bisschen Schokolade für die abfällt, finden die das auch gut.“

Leander wohnt in Neuhausen, in der Fasaneriestraße 10. Hier gibt es schon einige aktive Foodsharer, weiß Barbara Merhart von Bernegg. „Grundsätzlich sind das alles sehr idealistische Leute, viele Vegetarier und Veganer, Leute, die sich mit Ernährung und der Wegwerfgesellschaft beschäftigen“, sagt sie. Sie wird auch einiges in Leanders Kinderzimmer zur Verfügung stellen. Für Essen zahlt sie schon lange nicht mehr – sie lebt von dem, was Supermärkte wegwerfen.

 

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