Essence: Ein feiner Kompromiss

Pasing - So gut und fein die gehobene Küche auch sein mag, so hat sie doch ein grundlegendes Problem: Sie ist teuer. Gutes hat seinen Preis, sagen die einen. Andere können feiner Küche nichts abgewinnen und verziehen angesichts der Preise fast schon angewidert den Mund. Man wünscht sichRestaurants, die feine Küche bieten, ohne dass die Gäste dafür ihren Bausparvertrag kündigen müssen. Die gute Nachricht: Es soll so ein Restaurant geben. Das Essence am Pasinger Bahnhof.
Auf den ersten Blick macht der modern gestaltete Gastraum einen einladenden und freundlichen Eindruck. Freundlich und bemüht wirkt auch der Service. Die Gerichte auf der Karte haben einen leicht französischen Einschlag und können entweder einzeln, also à la carte, oder als Menü geordert werden.
Das Drei-Gänge-Menü ist mit 39 Euro verhältnismäßig günstig, allerdings hat der Gast hier nur die Wahl aus den Gerichten von der Tagestafel. Als erster Gang des Menüs kommt ein Cappuccino von Topinambur mit gegrillter Jakobsmuschel und gebratener Ziegenkäse mit Feldsalat (9,80 Euro) an den Tisch. Der Cappuccino entpuppt sich als schaumiges Süppchen, die leider nur mit genau einer Jakobsmuschel serviert wird. Der Salat macht einen soliden Eindruck, auch wenn er nicht an das hohe Niveau der Suppe herankommt. Die größte Enttäuschung ist der Riesling (1/8l) für astronomische 7 Euro.
Nach einer zu langen Wartezeit wird endlich der Hauptgang serviert. Die rosa gebratene Lammhüfte (25,50 Euro) mit einer Olivenkruste und Kürbis ist durchwegs gut gelungen und äußerst ansehnlich präsentiert. Der Faröer Lachs fällt dagegen deutlich ab. Der Fisch ist leider fast komplett durchgebraten und das wohl als schicker farblicher Kontrast gedachte Risotto Nero leider versalzen. Das kann passieren, sollte es jedoch nicht.
Im Dessertangebot findet sich ein Fondue vom Vacherin Mont-d’Or mit Grissini. Das klingt ziemlich spektakulär, entpuppt sich am Tisch jedoch als eine Art lauwarmer Ofenkäse. Eigentlich schade, denn flüssiger Käse als Nachtisch ist an sich eine ziemlich außergewöhnliche Idee. Die Kokoscrème Brûlée (5,60 Euro) erfüllt dagegen die Erwartung an ein solides Dessert.
Es bleibt die Erkenntnis, dass das Essence eine Art Kompromisslösung für all diejenigen ist, die zwar Wert auf ein schickes Essen legen, sich aber nicht in ein etabliertes Sternerestaurant trauen.
Gottfried-Keller-Straße 35, Montag bis Freitag von 12 bis 24 Uhr, Samstag von 18 bis 24 Uhr und Sonntag von 12 bis 24 Uhr, Telefon 800 400 25