Eklat im Wahllokal: Weil er nicht abstimmen darf, zieht sich ein Rumäne in München aus

Der in München lebende 51-Jährige will sich an der Präsidentschaftswahl in seiner alten Heimat Rumänien beteiligen. Doch weil er keine gültigen Personalpapiere vorweisen kann, lässt ihn der Leiter des Wahllokals nicht an die Urne. Der nackte Protest des Wählers.
Ralph Hub
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Mit der Stimmabgabe wurde es nichts: Der 51-Jährige konnte lediglich seinen Führerschein vorweisen. (Symbolbild)
Mit der Stimmabgabe wurde es nichts: Der 51-Jährige konnte lediglich seinen Führerschein vorweisen. (Symbolbild) © imago/Alexander Franz

Moosach - Hätte der 51 Jahre alte gebürtige Rumäne am Sonntag nicht ganz so tief ins Glas geschaut, wäre ihm vermutlich aufgefallen, dass er seinen Personalausweis nicht eingesteckt hatte, als er sich nachmittags auf den Weg ins Wahllokal in der Hanauer Straße in Moosach machte. 

Völlig blau ins Wahllokal

Die Wahlhelfer wollten, wie üblich, seinen Personalausweis oder den Reisepass des Mannes sehen. Doch der 51-Jährige konnte lediglich seinen Führerschein vorweisen. "Das reicht als Ausweisdokument aber nicht aus", erklärte Polizeisprecherin Selina Grad am Montag. Der Leiter des Wahllokals ließ sich nicht erweichen. Der 34-Jährige weigerte sich strikt, Wahlunterlagen auszuhändigen oder den Landsmann an die Urne zu lassen. Die beiden Männer gerieten darüber prompt in Streit, der immer hitziger und lauter wurde. Der 51-Jährige weigerte sich, das Wahllokal in einem Schulungszentrum in der Hanauer Straße zu verlassen, weshalb die Polizei verständigt wurde. 

Polizisten attackiert und angespuckt

Rund zehn Streifenwagen rückten an. Der 51-Jährige regte sich immer mehr auf und war auch gegenüber den Beamten extrem unkooperativ, so die Polizeisprecherin. Er begann damit, sich auszuziehen: Jacke, Hemd, T-Shirt, Hose, Schuhe, selbst die Socken zog er aus. "Die Unterhose behielt der Mann allerdings an", sagt die Polizeisprecherin. 

Tritt gegen Streifenwagen hat Folgen

Die Polizisten mussten den renitenten Wähler schließlich mit vereinten Kräften niederringen, dabei wurden ihm sogar Fußfesseln angelegt, weil der Mann massiv Widerstand leistete und die Polizisten sogar anspuckte. Als die Polizisten den 51-Jährigen in einen Streifenwagen setzen wollten, trat er gegen das Polizeiauto. Zurück blieb eine ansehnliche Beule. 

Zweite Chance bei der Stichwahl

Der Mann kam auf die Polizeidienststelle. Dort ergab ein Alkoholtest, dass der Rumäne rund 2,2 Promille im Blut hatte. Nachdem er eine Sicherheitsleistung über 150 Euro bezahlt und sich abgeregt hatte, wurde er auf freien Fuß gesetzt. Der erste Wahlgang zum neuen rumänischen Präsidenten war da allerdings bereits für diesen Tag gelaufen. Bei der Stichwahl am 15. Mai kann der 51-Jährige abstimmen, dann hoffentlich mit Personalausweis und deutlich weniger Alkohol. 

Die juristischen Folgen des Ausrasters

Gegen den 51-Jährigen wird ermittelt wegen Beleidigung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Zerstörung wichtiger Arbeitsmittel, wie es im Polizeibericht heißt, gemeint ist damit der beschädigte Streifenwagen. 

Das Wahlergebnis in Rumänien

Im EU- und Nato-Land Rumänien droht ein Rechtsruck. Bei der Wiederholung der im vergangenen Jahr annullierten Präsidentenwahl hat der extrem rechte Kandidat George Simion die erste Runde gewonnen, aber eine absolute Mehrheit verfehlt. Ob er Staatschef wird, entscheidet sich daher bei einer Stichwahl am 18. Mai. Dabei tritt Simion gegen den in der ersten Runde Zweitplatzierten an – dies ist der liberalkonservative, parteilose Bürgermeister von Bukarest, Nicusor Dan. 

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5 Kommentare
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  • OnkelHotte am 05.05.2025 18:09 Uhr / Bewertung:

    11 Streifenwagen a 2 Polizisten und zum Schluss ein Fahrzeug mit ner Beule.
    22 Leute für eine Person.
    Vielleicht sollten unsere Polizisten mal etwas mehr Kampftraining absolvieren, dann klappt das auch mit nur einer Person.

  • Gelegenheitsleserin am 05.05.2025 16:26 Uhr / Bewertung:

    @AufmerksamerBürger

    Das rumänische Verfassungsgericht annullierte im Dezember 2024 die Wahl.
    Was hat das mit der EU-Kommision zu tun?

  • Bongo am 05.05.2025 16:23 Uhr / Bewertung:

    Wieso braucht man für so einen Fall gleich rund 10 Streifenwagen?

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