Eklat im Wahllokal: Weil er nicht abstimmen darf, zieht sich ein Rumäne in München aus
Moosach - Hätte der 51 Jahre alte gebürtige Rumäne am Sonntag nicht ganz so tief ins Glas geschaut, wäre ihm vermutlich aufgefallen, dass er seinen Personalausweis nicht eingesteckt hatte, als er sich nachmittags auf den Weg ins Wahllokal in der Hanauer Straße in Moosach machte.
Völlig blau ins Wahllokal
Die Wahlhelfer wollten, wie üblich, seinen Personalausweis oder den Reisepass des Mannes sehen. Doch der 51-Jährige konnte lediglich seinen Führerschein vorweisen. "Das reicht als Ausweisdokument aber nicht aus", erklärte Polizeisprecherin Selina Grad am Montag. Der Leiter des Wahllokals ließ sich nicht erweichen. Der 34-Jährige weigerte sich strikt, Wahlunterlagen auszuhändigen oder den Landsmann an die Urne zu lassen. Die beiden Männer gerieten darüber prompt in Streit, der immer hitziger und lauter wurde. Der 51-Jährige weigerte sich, das Wahllokal in einem Schulungszentrum in der Hanauer Straße zu verlassen, weshalb die Polizei verständigt wurde.
Polizisten attackiert und angespuckt
Rund zehn Streifenwagen rückten an. Der 51-Jährige regte sich immer mehr auf und war auch gegenüber den Beamten extrem unkooperativ, so die Polizeisprecherin. Er begann damit, sich auszuziehen: Jacke, Hemd, T-Shirt, Hose, Schuhe, selbst die Socken zog er aus. "Die Unterhose behielt der Mann allerdings an", sagt die Polizeisprecherin.
Tritt gegen Streifenwagen hat Folgen
Die Polizisten mussten den renitenten Wähler schließlich mit vereinten Kräften niederringen, dabei wurden ihm sogar Fußfesseln angelegt, weil der Mann massiv Widerstand leistete und die Polizisten sogar anspuckte. Als die Polizisten den 51-Jährigen in einen Streifenwagen setzen wollten, trat er gegen das Polizeiauto. Zurück blieb eine ansehnliche Beule.
Zweite Chance bei der Stichwahl
Der Mann kam auf die Polizeidienststelle. Dort ergab ein Alkoholtest, dass der Rumäne rund 2,2 Promille im Blut hatte. Nachdem er eine Sicherheitsleistung über 150 Euro bezahlt und sich abgeregt hatte, wurde er auf freien Fuß gesetzt. Der erste Wahlgang zum neuen rumänischen Präsidenten war da allerdings bereits für diesen Tag gelaufen. Bei der Stichwahl am 15. Mai kann der 51-Jährige abstimmen, dann hoffentlich mit Personalausweis und deutlich weniger Alkohol.
Die juristischen Folgen des Ausrasters
Gegen den 51-Jährigen wird ermittelt wegen Beleidigung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Zerstörung wichtiger Arbeitsmittel, wie es im Polizeibericht heißt, gemeint ist damit der beschädigte Streifenwagen.
Das Wahlergebnis in Rumänien
Im EU- und Nato-Land Rumänien droht ein Rechtsruck. Bei der Wiederholung der im vergangenen Jahr annullierten Präsidentenwahl hat der extrem rechte Kandidat George Simion die erste Runde gewonnen, aber eine absolute Mehrheit verfehlt. Ob er Staatschef wird, entscheidet sich daher bei einer Stichwahl am 18. Mai. Dabei tritt Simion gegen den in der ersten Runde Zweitplatzierten an – dies ist der liberalkonservative, parteilose Bürgermeister von Bukarest, Nicusor Dan.