Ein Stadtteil im Wandel: Schwabing fließt

AZ-Reporter und Wahl-Schwabinger, Christian Pfaffinger, über ein bewegliches Viertel, das seit nunmehr 125 Jahren zu München gehört.
Christian Pfaffinger |
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Schwabing fließt: AZ-Reporter Christian Pfaffinger über einen Stadtteil im Wandel.
imago/AZ Schwabing fließt: AZ-Reporter Christian Pfaffinger über einen Stadtteil im Wandel.

Schwabing - Wo Schwabing ist, das weiß man nicht mehr so genau. Früher, klar, da war es ein Dorf, im Norden Münchens, später Stadt, kurz darauf nach München eingemeindet. Und seither wird es immer mehr, dieses Schwabing. Heute ist es ein bewegliches Viertel, eines mit Grenzen aus Nostalgie und Wünschen.

So richtig los ging es mit der Aufweichung Schwabings um die Wende ins 20. Jahrhundert. Vor allem in der Maxvorstadt. Etwa in der Schellingstraße oder der Türkenstraße, wo der Simplicissimus entstand, und die Gräfin Fanny zu Reventlow mit Frank Wedekind geschmust hat, dass sie es für einen Zustand hielt. Der Schwabinger Boheme hat’s getaugt, genauso wie der „Skandalgräfin“, bevor es diese an den Lago Maggiore zog. Ihre „Schwabinger Romane“ schreibt sie dort, in der Außenstelle Schwabing-Süd quasi.

Seit der ganzen Gaudi ums Fin de Siecle liegen die Monaco-Dandy-Erinnerungen dieser Zeit im Akademieviertel wie Kuckuckseier im Nest des Zaunkönigs, zu dem das einstige Isar-Athen Maxvorstadt durch das Treiben im schillernden Zwischenreich Wahnmochings wurde. Darfst zuschauen, Maxvorstadt, dir bleiben die finsteren Erinnerungen an die Nazizeit und das Brauereiviertel am Marsfeld, herzlichen Glückwunsch. Der Mythos Schwabing blieb der Gegend um die Uni erhalten, auch wenn sich die Künstlerszene in der Nachkriegszeit lieber in Altschwabing vergnügte. Freilich gehört irgendwie auch der daran angrenzende südliche Teil des Englischen Gartens zu Schwabing. Schließlich hat der Monaco Franze ja schon mit den jungen Dirndln aus dem Englischunterricht unterm Monopteros Picknick gemacht. Und was tät der denn im Lehel? Also.

Dann ist da noch Schwabing-West, im Kern ein um 1900 entstandenes Neubaugebiet, das keine zehn Jahre später schon abgespalten wurde und den West-Zusatz bekam. Weil aber immer noch a bisserl was geht, hat man 1996 bei der Stadtteilreform noch ein Stückerl Oberwiesenfeld mit dazugepackt, ebenso Gebiete im Norden, und auch den Luitpoldpark eingesacklt.

Eine Petitesse im Gegensatz zur Schwabingisierung der letzten Jahre. Der Immobilienwahnsinn und blühende Maklerphantasien machen es möglich: Was früher bestenfalls als Milbertshofen-West oder Freimann-Südost gegolten hätte, ist jetzt Schwabing-Nord. Eine Traumwohnung im Herzen Schwabings – freilich, im nordöstlichen Kieferngarten hätten wir da eine.

Ismaning, jetzt derfst langsam Obacht gebn.

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