Ein Hotel für den Marienplatz
Altstadt - Das Haus am Marienplatz 22 hat schon einiges miterlebt: Im Zweiten Weltkrieg wurde es von Brandbomben schwer getroffen, erst 1957 folgte der Wiederaufbau durch Hacker. 1978 zog erstmals Hugendubel in das Gebäude ein – damals noch unter lauten Buhrufen der Münchner. Inzwischen gehört der Bücherriese am Marienplatz dazu, der Protest war laut, als der Einzug der Telekom und ein Ende vom Hugendubel bekannt wurden.
Das Schreckgespenst vom Aus ist verschwunden – der Hugendubel bleibt, wenn auch deutlich kleiner. Rund 55 Prozent der jetzigen Fläche bleiben für den Buchladen, wenn der Umbau durch ist. Die Pläne dafür stellte die Bayerische Hausbau am Donnerstagabend im Presseclub – ebenfalls ein Mieter im Gebäude – vor.
Die auffälligste Veränderung betrifft die Fassade. Das Haus, das Alt-OB Christian Ude einmal als „aufgetakelte Landpomeranze, die sich in die große Stadt verirrt hat“ beschrieb, wird unauffälliger und fügt sich künftig mehr in das Gesamtensemble der anschließenden Häuser ein. Die riesigen Fenster im oberen Bereich, die hervorstehenden Stahlbalken und der gläserne Aufzug an der Front verschwinden. Die Fassade wird heller und die Fenster werden gleichmäßiger angeordnet. „Ich habe zum ersten Mal erlebt, dass es in der Stadtgestaltungskomission keine Gegenstimme gab“, lobt Bernhard Taubenberger, Pressesprecher der Bayerischen Hausbau, den Entwurf.
Wesentliche Veränderungen wird es bei der Verteilung der Ladenflächen geben. Im Erdgeschoss zieht die Telekom ein. Als Sponsor des FC Bayern, der seine Meisterfeier stets direkt vor der Tür auf dem Marienplatz zelebriert, hat sich der Mobilfunkkonzern damit ein wahres Filetstück gesichert. Außerdem wird es das Wildmoser-Restaurant im Erdgeschoss weiterhin geben.
Hugendubel muss somit seinen ebenerdigen Standort abgeben. Künftig wird der Buchladen den ersten und zweiten Stock belegen. Der Zugang ist dann über einen Antritt an der Seite via Rolltreppe möglich. Im Stockwerk darüber werden Büroräume von Hugendubel und Telekom untergebracht, im vierten Stock zieht wieder der Presseclub ein. Eine Überraschung präsentiert die Hausbau aber noch: Im fünften und sechsten Stock, die ob der hohen Fenster von außen wie ein Stockwerk aussehen, wird es ein Hotel mit 30 Zimmern geben.
Das Weihnachtsgeschäft wird Hugendubel noch in voller Größe mitmachen. Erst Anfang nächsten Jahres wird’s dann Zeit für den Auszug. Baubeginn ist im März 2016, im April 2017 soll die Fassade fertig sein, dann beginnen die Bauarbeiten im Innenraum – über ein Jahr Bauarbeiten direkt auf dem Marienplatz also.
„Wir wissen, wie unangenehm das für die Menschen ist, und bauen so eng wie möglich an der Fassade“, verspricht Taubenberger. Der Abschluss des Projektes ist für August 2017 geplant.