Ein besonderer Stern
Altstadt - Küchenpunk, Gourmetpirat, junger Wilder – Bernd Arold wurden schon viele Beinamen gegeben. Die einen mögen zu ihm passen, andere weniger. All die Bezeichnungen drücken aus, dass man einem Mann mit unzähligen Tätowierungen, kleinen Totenschädeln auf der Kochjacke und einer ausgeprägten Liebe zu lauter Gitarrenmusik, nicht einfach nur Koch nennen kann.
Das ist eigentlich schade, denn Arold liebt und lebt seinen Beruf und das macht ihn zu einem der innovativsten und kreativsten Köche des Landes. Ein ausgesprochen guter Gastgeber ist er obendrein, was seinem Restaurant ungefähr so viele Fans wie einer bekannten Rockband eingebracht haben dürfte.
Der Gesellschaftsraum ist im November letzten Jahres umgezogen und – glücklicherweise – hat sich nicht viel gewandelt. Auch in der Bräuhausstraße wartet ein stilvoller Laden auf Gourmets und Freunde der außergewöhnlichen Küche. Auch das günstige Mittagsmenü ist geblieben. „Einfache Hausfrauenküche“ nennt Arold seine Mittagskarte. Ein Beispiel: Fenchel-Spinat-Salat, Blumenkohlcrêpe mit Trüffel.
Zentrales Element sind Zusammensetzungen, die zunächst mutig, später außergewöhnlich schmecken. Süß, sauer, knusprig, Fisch und Fleisch ergeben harmonische Kunstwerke, die durch Kreativität zu einem unvergleichlichen Geschmackserlebnis werden. Eine Jakobsmuschel trägt stolz ein Vanille-Piercing und wird mit einem Strudel aus Blutwurst kombiniert, weiße Schokolade überrascht mit Tabak-Aroma oder Iberico geht eine Verbindung mit Pumpernickel, Meeräsche, Cranberry und Kaffee ein. „Ein Spiel mit Aromen“, wie es Arold treffend nennt.
Genauso überraschend ist der Service des Gourmetrestaurants. Manch Gast wird sich hier beim ersten Besuch verwundert die Augen reiben. Der aufmerksame, freundliche und in Lichtgeschwindigkeit arbeitenden Service trägt keine steife Garderobe, sondern Tattoo, Baseball-Cap und referiert kenntnisreich über die Weinbegleitung.
Es geht locker zu, das hebt den Gesellschaftsraum von anderen Gourmetrestaurants ab. Arold erinnert sich an einen Abend, an dem befreundete Tätowierer und eine Gruppe Banker den Abend Tisch an Tisch verbrachten. Was zunächst wie der größtmögliche Kontrast aussah, endete in einem gemeinschaftlichen Ausklang des Abends.
Schaut man auf die Tattoos auf Arolds Unterarm, sieht man bereits einen großen Stern – er hat ihn sich verdient.
www.der-gesellschaftsraum.de, Bräuhausstraße 8, Mo-Fr 11.30-17, 18-24 Uhr, Sa 18-24 Uhr, Telefon 55 07 77 93
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