Die oberste Etage gehört bei BMW den Raubvögeln
Das BMW-Hochhaus kennt jeder Münchner von außen. Die AZ zeigt, wie es innen aussieht
Milbertshofen Ganz oben sitzt bei BMW nicht der Chef. Es ist nicht der Vorstand, der den schönsten Ausblick auf München und die Alpen hat. Es ist ein Falke.
Knapp 100 Meter ragt die BMW-Konzernzentrale in den Himmel über Milbertshofen, oben prangt das weiß-blaue Logo des Autobauers und darüber, an der Spitze des Turms, ist ein Verschlag für eine Falkenfamilie. Die Raubvögel residieren hier nicht, weil ein BMW-Manager sich ein Haustier halten will. Sie vertreiben Tauben. Das ist so altmodisch wie effektiv.
Abgesehen von den Wächter-Falken ist das BMW-Hochhaus hochmodern: Vernetzte Arbeitsplätze, programmierte Aufzüge und ein digitales Lastenüberwachungssystem, auf dessen Bildschirm man sehen kann, wie sich das Gebäude morgens füllt und abends wieder leert.
Das Bürohaus des Wiener Architekten Karl Schwanzer war eigentlich an ein vierblättriges Kleeblatt angelehnt, im Volksmund wurde es jedoch schnell zum „Vierzylinder“. Das passte einfach besser zu einem Automobilkonzern.
Seit seiner äußerlichen Fertigstellung im Jahr 1972 ist der Turm eines der Wahrzeichen Münchens. Von außen hat sich seither wenig geändert, auch nach der Renovierung zwischen 2003 und 2006 nicht. Denn seit 1999 steht das Gebäude unter Denkmalschutz. Den Charme aus früheren Jahren hat sich die Konzernzentrale auch im Inneren bewahrt.
Beim Eintreten ins Foyer ist von diesem Charme allerdings noch nicht viel zu spüren: Der Eingangsbereich wirkt hell aber steril. An den Wänden hängen drei riesige Bilder des Malers Gerhard Richter. „Die haben wir 1973 für jeweils 10000 Mark gekauft“, sagt ein Konzernsprecher. „Heute wären die über 30 Millionen Euro wert. Willkommen in der wohl teuersten Firmenlobby der Welt.“
In den Büroetagen zeigt sich aber dann das Erbe aus alten Tagen: Die Decken sind niedrig, die Rahmen der Fenster dick. Und: Die Räume wirken kleiner und heimeliger, als der Turm von außen aussieht. Von einem Zylinder in den anderen sind es nur zehn Schritte.
Auch wenn der Vierzylinder die moderne Zentrale eines Weltkonzerns ist: Vieles aus den alten Zeiten wurde bei der Modernisierung bewahrt. Das zeigen nicht nur die Falken.
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