Der AZ-Stadtspaziergänger unterwegs im verwunschenen Haidhausen

München / Haidhausen - Wenn tatsächlich mal die Sonne scheint, so wie in der letzten Woche, wirken Wörthstraße und Preysingstraße in Haidhausen wie eine ganz verwunschene Märchenwelt. Verwunschen wie die Keramikfrösche, die mich aus der Schaufensterauslage eines Blumenladens anschauen und vielleicht darauf warten, zu einem Prinzen, oder einer Prinzessin geküsst zu werden. Licht und Schatten, Sonnenflecken, bunte Farben und die vielen kleinen Läden und Lokale prägen diesen Teil Haidhausens.
Der Bordeauxplatz, nicht nur eingerahmt von einer Allee aus Linden, sondern auch links und rechts von den Trambahngleisen an der Wörthstraße, die sich um den Platz herum teilt, ist ein zentraler Ort, mit Bänken, einem Brunnen und einem Spielplatz. Jeweils an den Stirnseiten sind große Blumenanpflanzungen. Der Rest lädt einfach nur zum Ausruhen ein. Schnell in der Mittagspause mit der Brotzeit auf die Wiese, auf eine Bank im Schatten der Bäume, oder an den kühlenden Brunnen. Oder einen Plausch halten, während die Kinder auf dem Spielplatz toben.
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Blumen, Obst und allerlei Kuriositäten
Auch die vielen Straßencafés, Restaurants und Lokale laden ein. Endlich passt das Wetter und wir können bis spät abends flanieren und die Umgebung genießen. Schön sind die vielen, kleinen Läden. Fantasievolle First- und Second-Hand-Mode, andere ein bisschen esoterisch angehaucht, daneben gibt’s Blumen, Obst und allerlei Kuriositäten.
Als 2004 die Griechen Europameister wurden, versuchten wir zum Endspiel noch einen vernünftigen Public-Viewing-Platz zu bekommen. Plätze und Lokale platzten aus allen Nähten, aber wir fanden noch eine Taverne in der Wörthstraße mit Fußballübertragung und einem freien Tisch. Taverne? Kann ja nur griechisch sein, dachten wir – und jubelten, sehr einsam, denn die „Griechen“ um uns herum jubelten nicht, weder beim Tor noch nach dem Abpfiff. Uns war auch nicht aufgefallen, dass wir anstatt dem bestellten Ouzo einen Raki bekamen, so waren wir im Endspielfieber. Irgendwann klärte sich der Irrtum auf. Wir waren in einem türkischen Restaurant gelandet. Alle lachten – es wurde ein schöner, langer Abend.
Alles frisch, Ratsch inklusive: ein Obstladen an der Ecke Wörthstraße. Quelle: Sigi Müller
Heidhusir bis Haidhausen
Haidhausen wurde erstmals im Jahre 808 unter dem Namen Heidhusir erwähnt. Der Name bedeutete „Häuser auf der Heide“ und wurde dann im Laufe der Zeit zu Haidhausen.
Es lohnt sich in jedem Fall, einmal durch die Straßen zu schlendern, in den Läden zu stöbern, abends bei einem Gläschen Rotwein mit Freunden zu sinnieren, oder ein bisschen als Voyeur das Leben im Viertel zu beobachten.
In diesem Sinne eine schöne Woche
Ihr
Sigi Müller