Denkmalschutz für die Olympia-Regatta
Beschaulich liegt die Regatta da, dick vermummt trainieren Ruderer und Kanuten auf dem klaren Wasser. Die flachen, hölzernen Bootshallen und selbst die mächtige Tribüne der Olympia-Anlage von 1972 liegen unauffällig in der urwüchsigen Landschaft. Eine Idylle. Aber in der steckt die Krux für die Zukunft dieser einzigartigen Regattaanlage: Nach 40 Jahren haben die Denkmalschützer die Anlage entdeckt und wollen sie unter Schutz stellen.
Für Münchens Sportamtsleiter Thomas Urban ist das ein Schlag ins Kontor: Denn die Stadt ist gerade dabei, Konzepte zu entwickeln, um die Olympiaanlage auch für die nächsten Jahrzehnte sportlich zu erhalten. Der Denkmalschutz kann da zum Hemmschuh werden. „Wir haben davon nur durch Zufall erfahren“, berichtet Thomas Urban der AZ. Dabei ist die Stadt der alleinige Eigentümer der Anlage, seit sich der Bund und das Land zurückgezogen haben.
Der Anstoß kommt ausgerechnet vom Land, das sich zum 1. Januar 2012 aus der Mitverantwortung verabschiedet hat: Das Landesamt für Denkmalpflege hat sich im vorigen Jahr alle Olympischen Stätten von 1972 angesehen. Im Olympiapark stehen der Turm und die markanten Sportanlagen schon unter Denkmalschutz. Die von der Münchner Architekten- und Ingenieurgemeinschaft Eberl & Partner entworfene Regatta am äußeren Ende der Stadt lag bisher nicht im Blickfeld.
Inzwischen existiert eine Expertise des Landesamtes. Die Denkmalschützer wollen diese aber nur der Gemeinde Oberschleißheim zur Stellungnahme schicken: Weil auf deren Gebiet die Gebäude liegen. Das Stadtgebiet München beginnt erst hinter der Tribüne.
Nun hat die Gemeinde Oberschleißheim aber nichts mit der Anlage zu tun. Sie gehört allein der Stadt München, die dafür auch ganz allein finanziell aufkommen muss. „Erst auf mein Bitten hin wurde mir zugesagt, dass die Stadt wenigstens eine Kopie des Gutachtens bekommt“, berichtet Sportamtsleiter Urban der AZ.
Ein hoch schützenswertes Ensemble, sagen die Denkmalpfleger. Urban wendete ein, dass die Tribüne „extrem sanierungsbedürftig“ ist. „Das seien keine relevanten Argumente“, wurde ihm gesagt: „Dabei frage ich mich schon, wie man bei einem Gebäude Denkmalschutz betreiben will, das nicht mehr gebraucht wird.“ Für die heutigen Verhältnisse sei die Tribüne mit ihren 9000 Plätzen zu groß. Sie zu sanieren, kostet Millionen.
Urban befürchtet, „dass der Denkmalschutz unser Bemühen erschwert, neue Konzepte zum Erhalt der Anlage zu finden“. Eventuell werde sich Vieles nicht umsetzen lassen. „Wir wollen eine Superanlage entwickeln und neue Einnahmequellen finden, damit die Stadt nicht mehr alleine zahlen muss.“
Wie sich die Regatta entwickeln wird, ist noch unklar. Am 18. April wird das Sportamt einen Wettbewerb ausschreiben, was man auf dem 85 Hektar großen Areal machen kann. Der Vorrang für Rudern und Kanu auf dem Wasser muss dabei erhalten bleiben. Urban: „Deshalb wird es auch keine Surfwelle und kein Wasserski geben.“
Parallel dazu arbeitet das Sportamt seit Monaten mit den Ruder- und Kanu-Verbänden an einem neuen sportfachlichen Konzept. Ziel: Die Regatta soll wieder ein Landesstützpunkt Rudern und Kanu und ein Bundesstützpunkt für Handicap-Sport werden.
Werden am Ende Gebäude abgerissen? Einige Bauteile sind nach 40 Jahren arg heruntergekommen. Urban: „Wir müssen erst sehen, was der Ideenwettbewerb erbringt.“ Schon jetzt lägen Vorschläge wie ein Campingplatz oder für ein Sporthotel auf dem Tisch.
Dabei will er sich nicht hetzen lassen: „Wir können nach 40 Jahren nicht über Nacht ein Konzept für die nächsten Jahrzehnte aus dem Hut zaubern. Das muss auch wirtschaftlich gerechnet werden.“ Bis zum Herbst wird es mit dem Konzeptentwurf noch dauern.
Ein Angebot ist schon weg: Der Hochseilgarten neben der Tribüne wurde abgebaut: kein Bedarf. Ein Neuling ist schon da: Am 1. Mai startet das „Munich Beach Resort“: Mit 5000 Quadratmetern Sandfläche, Beachcourts, Lounge, Biergarten, Kino und Konzerten. Highlight: die Bayerischen Beachvolleyball-Meisterschaften.
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