Das Haus Heilig Geist öffnet sich für Migranten

Die Altenpflege in München ist nicht nur für Deutsche da: Das städtische Münchenstift öffnet sein Haus Heilig Geist für immer mehr Migranten. 20 Prozent sollen es bis 2018 werden.
München - Herzlich willkommen, Benvenuto, Bienvenida! Schon vor der Pforte zum herrschaftlichen Gebäude Heilig Geist des Münchenstifts in Neuhausen ist der Empfang multikulti. Der Fußabstreifer begrüßt die Bewohner, Gäste und das Personal in zwölf Sprachen.
Das Mehr-Sprachen-Konzept setzt sich an der Rezeption fort. Auch hier stehen Grußworte in vielen Sprachen an der Wand. Und in der Küche wird einmal in der Woche mediterran gekocht: Mal gibt es frische Pasta, ein anderes Mal Grillspezialitäten aus dem Balkan.
Münchnern, deren Muttersprache nicht deutsch ist
Gestern feierten Münchenstift-Geschäftsführer Siegfried Benker, Hausleiter Thomas Ziller und Anke Kayser vom Sozialreferat mit etwa 100 Gästen „einen Meilenstein im Prozess der interkulturellen Öffnung“. Eine digitale Bilderschau wurde enthüllt, die Fotos aus dem Fundus der Bewohner zeigt. Auch schmücken jetzt Künstlerbilder und ein neues Farbkonzept das alte Haus.
Seit einem Stadtratssbeschluss vom Dezember 2013 öffnet sich das Haus verstärkt Münchnern, deren Muttersprache nicht deutsch ist. Obwohl der Migrationsanteil in der Stadt rund 36 Prozent beträgt, leben im Durchschnitt nur zwei bis drei Prozent Migranten in Seniorenheimen.
"Die stationäre Altenpflege wird von MigrantInnen noch immer als ein System vor allem für Deutsche wahrgenommen", sagte Siegfried Benker. "Dies liegt zum einen an den kulturellen Hintergründen vieler Zuwanderer der so genannten Gastarbeitergeneration, in deren herkunfstländern oftmals kein System der stationären Altenpflege bekannt ist. Aber es liegt auch daran, dass die Pflegeeinrichtungen es über viele Jahre versäumt haben, auf die Veränderungen in der Stadtgesellschaft einzugehen."
Lesen Sie hier weitere Meldungen aus München
36 von 227 Bewohnern aus dem Ausland
Beim Münchenstift ist das anders: Im Haus Heilig Geist stammen derzeit 36 von 227 Bewohnern aus anderen Ländern, vorwiegend aus dem Mittelmeerraum. Und es sollen noch mehr werden: „Wir haben das Ziel, den Anteil bis 2018 auf 20 Prozent zu steigern“, sagt Heimleiter Thomas Ziller.
Giovanna Nicotra (81) wohnt seit drei Jahren im Haus Heilig Geist. Sie wurde in Sizilien geboren, hat ihre vier Söhne in München großgezogen. „Ich habe hier so etwas wie ein Zuhause gefunden. Ich genieße es, dass es hier italienisches Fernsehen gibt, aber ich mag auch den afrikanischen Abend oder die griechische Tanzgruppe“, sagt die Witwe.
Die 81-Jährige kann sich auch immer wieder mal in ihrer Muttersprache unterhalten. Zwei Pfleger sind ebenfalls Italiener, einer kommt sogar wie sie aus Sizilien. Im Haus Heilig Geist ist auch das Personal international: Von den 170 Kräften stammen fast 100 Mitarbeiter aus anderen Ländern - aus 70 verschiedenen.