Das Gleisdreieck als Schutzgebiet!
Erholungsraum für Menschen, Zuflucht für seltene Arten: Naturschutzverbände fordern drei neue Schutzgebiete in München: Auch eine Fläche in Pasing ist dabei.
Pasing - Der Bauboom in München ist ungebrochen, immer mehr Freiflächen werden überbaut und versiegelt. Freie, brachliegende Flächen gibt es kaum noch.
Weil bei allem nötigen Wohnungs- und Gewerbebau darf die Natur aber nicht völlig unter die Räder kommen darf, fordern die Münchner Naturschutzverbände, für den Naturschutz besonders wertvolle Gebiete zu bewahren. Für die Tier- und Pflanzenwelt, aber auch für den Menschen, der sich in solchen Flächen erholen und zur Ruhe kommen möchte.
Die einzige Möglichkeit, besonders wertvolle Naturschutzflächen langfristig zu erhalten, seien moderne Schutzgebiete, heißt es in einer Mitteilung des Landesbund für Vogelschutz (LBV) und BUND Naturschutz (BN). Davon gebe es in München aber viel zu wenige.
Dabei könne die Stadt effektiv Schutzgebiete, sogenannte „Landschaftsbestandteile“, selbst ausweisen und für sie Regelungen schaffen, die einer wachsenden Großstadt angepasst sind.
Landschaftsbestandteile seine so vor Bebauung langfristig geschützt. Für solche Schutzgebiete wird zusammen mit einer Schutzverordnung auch ein Managementplan entwickelt, der Naturschutz und Angebote für Erholungssuchende zusammenbringt.
Drei Gebiete wären als Schutzgebiete für die Verbände absolut vordringlich - sie fordern für sie eine Ausweisung als gesetzlich geschützte Landschaftsbestandteile:
Das Gleisdreieck Pasing:
Das Gleisdreieck Pasing liegt zwischen den Gleisstrecken der S8 und der S6 südlich der Bodenseestr. Durch die isolierte Lage zwischen den Gleisen blieb eine weitläufige Heide- und Wiesenlandschaft inmitten dichter Bebauung bis heute erhalten. Mäusebussarde halten dort über den Wiesen nach Kleinsäugern Ausschau. Auch Feldhasen lassen sich noch beobachten. Aber auch seltene Schmetterlinge wie der Idas-Bläuling sind dort zu Hause.
Das Landschaftsbild des Gleisdreiecks, das bis vor wenigen Jahren noch wie eine dörfliche Wiesenlandschaft wirkte, ist durch den Bau eines Großmarktes und eines Baumarktes schon verloren. Die gefährdeten Tiere und Pflanzenarten haben sich dort aber erhalten und sind jetzt auf eine wirkungsvolle Unterschutzstellung angewiesen.
Auch für das Gleisdreieck haben LBV und BN schon 2007 einen Schutzgebietsantrag eingereicht. Auch dieser blieb – von Bearbeitungsvermerken abgesehen – unbeachtet.
Das Virginia-Depot in Milbersthofen:
Mitten in Milbertshofen liegt das Virginia-Depot als grüne Oase. Ihre Militärvergangenheit sieht man der 20 Hektar großen Fläche inzwischen kaum noch an. Der Biotop wirkt eher wie eine Heidelandschaft, die das ganze Frühjahr und den Sommer über vielfarbig blüht. Die Fläche beherbergt zahlreiche Schmetterlings- und Heuschreckenarten. Im Spätsommer beginnen – fast schon unglaublich mitten in städtischer Umgebung – zahlreiche Enziane zu blühen. Der Landesbund für Vogelschutz pflegt das Virginia-Depot seit 10 Jahren – seit zwei Jahren entstehen dort Erweiterungsflächen für den Biotop, die einen Ausgleich für verschiedene Baumaßnahmen im Münchner Norden schaffen sollen.
Ein Schutzgebietsantrag für die Fläche wurde von LBV und BN schon im Jahr 2003 gestellt. Außer mehreren Bearbeitungsvermerken konnte dazu aber bei der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde nichts erreicht werden.
Das Gleislager Neuaubing:
Das Gleislager Neuaubing ist für seine Pflanzenwelt berühmt. Sehr viele bayerische Botaniker besuchen das Gleislager, um dort nach Seltenheiten wie der Mondraute oder der Zottigen Fahnenwicke zu suchen. In den letzten Jahren ist der Biotop durch die angrenzende Bebauung (Möbelhaus, Tennisplätze) bedrängt und beeinträchtigt worden. Die Pflege erfolgt ehrenamtlich durch eine Ortsgruppe des BN, obwohl hier die öffentliche Hand in der Pflicht wäre. Immer wieder wird Müll abgelagert. Eine Schutzgebietsverordnung ist überfällig.
Noch vor 10 Jahren gab es in München zahlreiche Bahn- und Militärbrachen. Die drei Schutzgebietsflächen gehören dazu.
Auf diesen Flächen hat sich in Jahrzehnten eine unglaubliche Vielfalt von Tieren und Pflanzen angesiedelt. Gerade solchen Flächen haben es Großstädte zu verdanken, dass sie inzwischen als Heimstatt reicher Natur gelten. Die drei Schutzgebiete sind die letzte Chance für München, solche wertvollen Flächen für die Zukunft zu bewahren. Alle anderen Flächen dieser Qualität sind bereits überbaut oder überplant.
Irene Frey-Mann, erste Vorsitzende des LBV München, ist der Überzeugung: „Wir können mit den Schutzgebieten nicht länger warten. Jede weitere Verzögerung verhindert, dass die Naturoasen fachgerecht gepflegt und vor Bebauung geschützt werden. Die Stadtpolitik muss jetzt handeln.“
Der erste Vorsitzende des BN München, Christian Hierneis, sagt dazu: „Immer mehr Münchner wollen Grün- und Naturflächen in der Stadt erhalten. Dem fortschreitenden Zubauen unserer Stadt und dem Verlust städtischer Natur muss besonders auf unseren letzten wertvollen Flächen Einhalt geboten werden. Mit unseren Vorschlägen können wir das erreichen.“
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