Das Alfonso’s schließt: Und dann wird alles still...
Der Live-Musikclub Alfonso's in der Franzstraße muss Ende Mai schließen. Er sucht jetzt eine neue Bleibe.
München - Es ist ein Erlebnis, die beiden leidenschaftlichen Musikliebhaber Peter Piper und Monika Klanthe in dem kleinen, schummrigen, gemütlichen Altschwabinger Club mit der Live-Bühne zu beobachten. Kaum haben sie sich begrüßt, fangen sie an zu erzählen, springen von einem Thema zum nächsten, während sie das Alfonso's für den Abend vorbereiten. Jeder zweite Satz ist eine kleine Frotzelei, die schlagfertig gekontert wird. Und wenn dann auch noch der 71-jährige Besitzer, Frank Meister, loslegt, kommt man kaum noch zu Wort.
Sie alle drei fühlen sich wohl im Alfonso's, das kommendes Jahr dreißig Jahre alt werden würde. Doch dazu wird es nicht kommen. "Einen besseren Arbeitsplatz kann ich mir nicht wünschen", sagt der 58-jährige Piper. "Ich dachte, ich sterbe mal hier drin. Umso trauriger ist es, dass wir nun hier rausmüssen."
Ein Alligator als Namensgeber
Zum 31. Dezember 2016 hatte der Mieter des Hauses, die Spaten-Brauerei, dem Club gekündigt, da der Eigentümer ab Januar 2018 dort bauen möchte, erzählt Meister. Das Alfonso's hätte noch bis Ende des Jahres bleiben können, doch Meister fürchtete, dass sie in den Sommermonaten nicht genug Umsatz machen würden und kündigte deshalb seinerseits zum 31. Mai dieses Jahres.
Soul-, Jazz- und Bluesbands spielen im Alfonso's, fünf Tage die Woche. Die etwa 30 Sitzplätze sind immer gut belegt. Von der Wand lächelt der Namensgeber des Clubs, ein Alligator: "Das ist der Alfonso", erzählt Meister. "Die Legende geht so: Der Frank und die Evi waren zusammen in New Orleans und haben dort den Alligator Alfonso getroffen. Dann haben wir ihm gesagt, er soll uns mal in unserem Münchner Club besuchen – dort fand er es so schön, dass er geblieben ist."
Evi Hentschel-Meister war Frank Meisters Frau, die das Alfonso's aufgebaut hat. 2015 ist sie gestorben – ihr Mann führte den Club weiter. Da holte er auch Piper mit ins Boot und Klanthe, eine langjährige Freundin von "der Chefin", wie sie alle immer noch nennen.
Über Altschwabing legt sich die große Stille
Was die 70-jährige Klanthe am meisten bedauert, ist, dass mit ihnen ein weiterer Teil der Schwabinger Kulturszene verloren geht. Erst vor wenigen Tagen musste mit dem Altschwabinger Podium eine weitere Livemusik-Institution schließen.
"Du kannst hier nur noch Essen und Kaffee trinken gehen", sagt Klanthe. "Jeder will hier herziehen, weil er meint, es hat hier noch den alten Ruf, aber das stimmt nicht." Doch ein leises Servus, das ist nicht der Stil der Livemusik-Macher: Am 4. Juni soll es einen großen und natürlich von Musik begleiteten Trauermarsch durch Schwabing geben, angelehnt an den Mardi Gras Karneval von New Orleans, an die Jazz- und Bluesmusik, die Evi und Frank Meister ihr Leben lang begeisterte.
Und: Das Trio aus dem Alfonso's will weitermachen. Sie suchen ein Café mit ähnlich vielen Plätzen, in dem an ein paar Abenden in der Woche wieder Livemusik gespielt werden kann – am liebsten in Schwabing. Oder in der Nähe.
So könnten sie ein kleines Bisschen vom alten Alfonso-Geist weiterführen. So wie vorher wird's nicht sein. Vorerst aber legt sich auch über Altschwabings letzte Livemusik-Bastion die große Stille.
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