Boxer vom TSV 1860: Und wohin jetzt?

Die Boxer des TSV 1860 München müssen raus aus der Turnhalle in der Auenstraße – die Suche nach einem neuen Trainingsort läuft.
Anna Rauch |
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Baufällig ist die Turnhalle an der Auenstraße schon länger, nun soll sie weg.
Daniel von Loeper 2 Baufällig ist die Turnhalle an der Auenstraße schon länger, nun soll sie weg.
Trainer Ali Cukur hofft, bald einen neuen Trainingsort für seine Löwen-Boxer zu finden.
Daniel von Loeper 2 Trainer Ali Cukur hofft, bald einen neuen Trainingsort für seine Löwen-Boxer zu finden.

Isarvorstadt - Jeden Montag und Donnerstag wird es eng in der Turnhalle an der Auenstraße. Rund 100 Männer und Frauen in Trainingskleidung versammeln sich zwischen von der Decke hängenden Boxsäcken, wärmen sich beim Seilspringen auf oder trainieren einzelne Schläge und ihre Beinarbeit.

Am Rande des Geschehens steht Ali Cukur, Abteilungsleiter der Boxabteilung des TSV 1860 München, die hier zweimal die Woche trainiert. "Zum Glück kommen nie alle gleichzeitig, sonst hätten wir wirklich keinen Platz mehr", sagt er mit Blick auf die Millimeterarbeit die einige der Sportler beim Schattenboxen ausführen müssen, um einander nicht auf die Füße zu treten.

Doch lange wird der insgesamt rund 400 Mitglieder zählende Verein diese Platzprobleme nicht mehr haben. Denn vermutlich schon im kommenden Jahr müssen die Löwen-Boxer raus aus der Turnhalle an der Auenstraße – die Stadt will das in die Jahre gekommene Gebäude abreißen lassen. "Man hat uns schriftlich mitgeteilt, wir sollen uns um Ersatz bemühen", sagt Cukur.

Bis in die 1980er Jahre gehörte die Turnhalle in der Isarvorstadt den Löwen. Doch der Verein kam in finanzielle Schwierigkeiten, die Stadt kaufte die Halle, die inzwischen auch von der angrenzenden Wittelsbacher Schule genutzt wird. Künftig möchte die ihre Ganztagsbetreuung ausweiten und braucht mehr Räume. Im geplanten Neubau ist dann kein Platz mehr für die Boxer.

Bei den Boxern finden schwierige Jugendliche eine Anlaufstelle

Anfänglich habe es mit der Stadt noch Gespräche über mögliche Ersatzquartiere gegeben, erzählt Cukur, gebracht hätten die aber nichts. Deswegen sucht die Boxabteilung nun selbst. "Ich finde es schade, dass sich nicht mehr gekümmert wurde", sagt Cukur.

Denn dass das Boxtraining auch für die Stadt wichtig ist, davon ist der ehrenamtliche Trainer überzeugt: "Die Arbeit, die wir hier machen, macht sonst keiner." Besonders stolz ist Cukur, der hauptberuflich als Anti-Gewalt-Trainer arbeitet, auf die soziale Arbeit des Vereins. Finanziell schwache Mitglieder zahlen geringere Beiträge, seit kurzem bemüht sich Cukur darum Flüchtlinge in den Verein zu integrieren und schwierige Jugendliche finden bei den Trainings ebenfalls eine Anlaufstelle. "Allein in meinen zwanzig Jahren als Abteilungsleiter haben wir sicher über hundert junge Leute von der Straße geholt, die sonst kriminell geworden wären", erzählt Cukur.

Doch um diese Arbeit weiter zu führen und für die Zukunft zu planen, brauchen die Boxer ein neues Quartier. 300 bis 400 Quadratmeter sollte das groß sein – deutlich mehr als die jetzigen Räumlichkeiten an der Auenstraße. Ideal wäre laut Cukur eine alte Fabrikhalle, die könnte man für die Anforderungen des Sports am leichtesten umbauen. Aber auch für andere Lösungen sind die Löwen offen. Die Mehrausgaben für die Miete hoffen sie über Sponsoren ausgleichen zu können.

Dass die Suche nach einer solchen Halle in München eine echte Herausforderung ist, weiß Cukur. Eingeschüchtern lässt sich der Boxtrainer davon aber nicht. Stattdessen schmiedet er Zukunftspläne. Tägliche Trainings wünscht er sich am neuen Stadort, genauso wie Vereinskämpfe vor Publikum. Und mehr Mitglieder: Bis zu 1.500 Boxer, glaubt Cukur, könnten die Löwen im neuen Quartier stark werden. "Wenn ich die Halle dafür habe, dann geht das."

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