Blutrausch nach Scheidung: Rentner vor Gericht
Ein 63-Jähriger soll in München-Perlach seine Ex-Frau und seine Schwester erstochen haben. Das Motiv: Streit um Immobilien. Der Angeklagte schweigt vor Gericht.
München - Kamerascheu versteckt Rentner Murat C. (63, Name geändert) sein Gesicht hinter einem blauen Aktendeckel. Erst als der Prozess vor dem Schwurgericht beginnt und die Fotografen den Saal 175 verlassen müssen, zeigt sich der mutmaßliche Doppelmörder: schmales Gesicht, grauer Kurzhaarschnitt, er trägt Anzug und Krawatte.
Im Blutrausch soll der Türke seine Ex-Frau Muradiye A. (60) und seine Schwester Semra C. (51) mit einem Messer regelrecht niedergemetzelte haben. Das Motiv: Er sollte 20000 Euro an die Ex zahlen – als Ausgleichszahlung für Immobilien in der Türkei, die er auf seine neue Lebensgefährtin überschrieben haben soll.
Daraufhin kam es zum Streit. Ihm drohen nun 22 Jahre Freiheitsstrafe. Normalerweise wird ein Urteil wegen Mordes nach 15 Jahren auf Bewährung ausgesetzt. Aber in diesem Fall hat der Staatsanwalt in seiner Anklage mehr als ein Mordmerkmal aufgeführt (Habgier, Heimtücke, niedere Beweggründe), deshalb kann eine besondere Schwere der Schuld festgestellt werden.
Dann verlängert sich die Haftzeit. Zur Sache selbst will Murat C. nichts sagen. Verteidiger Maximilian Kaiser sagt in einer Pause: „Vielleicht ist er es nicht gewesen und will nur jemanden schützen. Deshalb hat er die Tat bei der Polizei auf sich genommen.“
Fakt ist: 1999 zog Murat C., der seit 1972 in München gelebt und gearbeitet hatte, zurück in die Türkei. In Istanbul besitzt die Familien mehrere Immobilien. Nach der Scheidung 2006 fordert seine Ex-Frau eine Auszahlung. C. weigert sich und wird verklagt.
Seine Schwester Semra C. schlägt sich auf die Seite der Ex und zeigt ihn wegen Urkundenfälschung bei der Ausländerbehörde an. Im Sommer 2012 fällt ein türkisches Gericht das Urteil auf Ausgleichszahlung. Anfang November 2012 reist Murat C. nach München.
Laut Staatsanwalt soll er am Abend des 1. Dezember gegen 23 Uhr vor dem Mehrfamilienhaus seiner Ex in Perlach aufgetaucht sein. Er habe gewartet, bis Besucher weg waren. Als dann seine Schwester herauskam, habe er sie noch im Hauseingang mit einem Messer (11 Zentimeter Klinge) attackiert.
Die Frau flüchtete zurück in den Flur, er folgte ihr und stach immer wieder wuchtig auf sie ein. Semra C. stürzte die Kellertreppe hinab und verblutete. Dann soll er hoch zur Ex gelaufen sein. Sie habe die Tür mit Sicherheitskette nur einen Spalt geöffnet.
Er habe die Tür eingetreten und soll mehrmals auf seine Ex-Frau eingestochen haben. Das Opfer erlitt tiefe Messerwunden an Kopf und Oberkörper. In der Küche ging die Frau zu Boden und verblutete schließlich. Die Hände zeigen bei der Obduktion Abwehrspuren. Der Prozess ist auf 25 Tage angesetzt.