Blühende Oase im Hinterhof
Die Alten, eine Operndiva, eine Scherenschnittkünstlein und ein österreichischer Grantler, beäugten uns erstmal sehr skeptisch. Dann begann vorsichtig eine große Liebe zueinander.
An einem 1. Mai donnerte die Internationale von unseren Balkons, während wir alle den desolaten Hinterhof in eine blühende Oase verwandelten. Dort wurde dann alles, vom Frühstück bis Abendessen, gemeinsam zelebriert.
Die großen Diskussionen, Geburtstage und andere Feste fanden in langen, lauen und lauten Sommernächten da unten statt. Zusammen kämpften wir gegen die Mieterhöhungen des Hausbesitzers und gegen einen klassisch ekelhaften Hausmeister.
Speziell die Alten hatten ihrern Spass daran, ihn zu tratzen und ihm Fallen zu stellen. Wir Freude uns diebisch über jeden gelungenen Streich.
Wir wollten das ganze Areal mit unserem Glück überziehen, schrieben sämtliche Eigentümer und Mieter an, entwarfen ein Biotop mit Pool, Spiel- und Ruhezonen, Ententeich, Gartenrestaurant und Treffpunkt für Jung + Alt - niemand reagierte. Dann eben nicht.
Später sahen unsere Babys das erste Gras dort wachsen, die Hunde wälzten sich in der Sonne, irgendwer brachte immer etwas Gutes mit hinunter.
Die Winterfeste wie Weihnachten und Sylvester feierten wir abwechselnd in den verschiedenen Wohnungen, unsere Omis und Opis kamen zu Besuch und bereicherten die Szene mit ihren Geschichten und ihrem Mutterwitz.
Mit unseren Haus-Oldies verstanden sie sich auch prima. Irgendwann wurden die Wohnungen zu eng, wir mussten umziehen, aber das unter bitteren Tränen.
Nie wieder sind wir in ähnlichen Paradiesen gelandet. Nur eines ist wie damals: An allen wichtigen Festen treffen wir uns alle wieder in einer Wohnung und feiern miteinander, bis die Wände wackeln.
Unsere Oldies sind leider alle tot, unsere Kinder inzwischen erwachsen und kriegen langsam ihre ersten Kinder. Und wir sind nachgerutscht und werden wohl bald die neuen Omis und Opis sein.
Schee war's und ist es hoffentlich noch lange.
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