Bilder: Gunther von Hagens Körperwelten wieder in München
Es gibt sie wieder in München zu bestaunen, die grausig spektakulär plastinierten Leichen von Gunther von Hagens. Unter dem Motto "Der Zyklus des Lebens" läuft die Ausstellung ab Donnerstag in der kleinen Olympiahalle.
München – Am Anfang stehen Körper, die tot waren, bevor sie zur Welt kamen. Es sind Embryonen, die in Gläsern in einer klaren Flüssigkeit schwimmen. Der jüngste nur vier Wochen alt. Ein paar Schritte weiter: Föten. Erst will man an Wachsfiguren glauben. Doch schon der erste genaue Blick verrät: Es sind echte, ungeborene Kinder.
Die präparierten Körper sollen nicht schocken. Oberstes Ziel sei gesundheitliche Aufklärung, sagen die Macher der Austellung „Körperwelten“, der berühmten Anatomie-Schau des Arztes und Präparators Gunther von Hagens. Doch wer die Ausstellung zum ersten Mal sieht, spürt meist eine Mischung von Gefühlen. Faszination, aber auch Unbehagen. Bewunderung für die Leistung der Präparatoren, aber auch ethische Fragen. Freude an der Erforschung der Anatomie, aber auch Beklemmung beim Gedanken an den eigenen Tod.
Die Ausstellung „Körperwelten & Der Zyklus des Lebens“ ist ab Donnerstag in der kleinen Olympiahalle zu sehen. Über 200 Präparate werden gezeigt und erklärt. Viele davon sind Ganzkörperpräparate, in Szene gesetzt zum Beispiel als Fußball-Torwart, als Poker- oder Schachspieler. Man sieht angespannte Muskeln, freigelegte Nerven, aufgefächerte Adern. Allesamt Teile toter Menschenkörper, konserviert und vor dem Verfall bewahrt.
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Dabei ist gerade der Verfall ein Thema der Austellung. „Sie zeigt, wie der Körper sich im Lauf der Zeit verändert“, sagt Angelina Whalley, die Kuratorin der Ausstellung. Es geht um das Altern, um Krankheiten. Die Besucher sehen einen Leistenbruch, Hirne nach einem Schlaganfall oder eine Fettleber. Die Ursachen der Krankheiten werden erklärt. „Das Schicksal unseres Körpers liegt in unseren Händen“, sagt Angelina Whalley dazu. „Und je früher wir uns darum kümmern, desto mehr haben wir davon.“
Der Besucher soll also etwas fürs Leben lernen. Wer das nicht will, kann die Präparate einfach wirken lassen. Sie nehmen ästhetische Posen ein, wie etwa ein Eisläufer-Paar bei einer Hebefigur. Sie blicken starr geradeaus und wirken kräftig, dynamisch und auf den ersten Blick fast alterslos. Erst wenn man genau hinsieht, bemerkt man die Spuren des Lebens. Dunkle Raucherlungen, gebogene Wirbelsäulen, arthrotischen Kniegelenke. Einige Exponate zeigen medizinische Korrekturen: künstliche Herzklappen, Gelenksprothesen oder angeschraubte Metallschienen auf gebrochenen Knochen.Und alle Präparate zeigen Teile von echten Menschen.
Viele finden das geschmacklos. Seit knapp 20 Jahren, als die erste Körperwelten-Austellung in Japan gezeigt wurde, gibt es immer wieder ethische Diksussionen darum. Gunther von Hagens versichert: Jeder, dessen Körper hier zu sehen ist, wollte das so. Interessenten gebe es genug. Aktuell seien rund 14.000 Menschen als Körperspender registriert, davon genau 1157 in Bayern.
Körperwelten – Der Zyklus des Lebens, 10. April bis 31. Mai und 12. Juni bis 5. Oktober, Eintritt Erwachsene 19 Euro, Kinder 14 Euro
Die AZ hat sich vor Eröffnung schon einmal in der kleinen Olympiahalle umgesehen und beeindruckende Bilder geschossen. Die sehen Sie oben in der Bilderstrecke.
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