Berittene Polizei jagt Einbrecher
Weil die Zahl der Einbrüche in München so deutlich gestiegen ist, setzt die Polizei jetzt ihre Reiterstaffel ein. „Das soll abschrecken – und vom Pferd aus ist die Übersicht viel besser“
München - Hufe klappern in der Grandlstraße in Obermenzing. Polizisten reiten auf Rössern durchs Viertel. Die Beamten patrouillieren, lugen über die eine oder andere Hecke und sprechen mit den Anwohnern. Die Münchner Polizei schickt ihre Reiterstaffel in die Wohngebiete – zur Einbrecherjagd.
Das ist die Reaktion auf die hohe Zahl an Einbrüchen in der Stadt. „Über die Wintermonate gab es einen starken Anstieg der Fälle“, sagt Polizeisprecher Wolfgang Behr. „Das war alarmierend.“
Die Statistik zeigt deutlich, dass Wohnungseinbrüche in ganz Bayern immer häufiger werden. 6385 Mal wurde 2013 in Bayern eingebrochen. Das sind 676 Fälle mehr als noch im Jahr zuvor. Vor fünf Jahren waren es sogar 1863 Fälle weniger. Besonders stark legte die Zahl der Einbrüche in München seit letztem Oktober zu, sagt Wolfgang Behr. Seit Januar gebe es wieder weniger Fälle, doch die Polizei ist alarmiert. Sie geht verstärkt gegen Einbrecher vor.
Eine Maßnahme ist der Einsatz der Reiterstaffel. In den kommenden Monaten werden Polizisten durch Münchens Stadtviertel reiten. „Gezieltes Bestreifen“ nennt das die Polizei. Zuerst ist der Westen der Stadt dran. Am Montag waren Beamte zu Pferd in Obermenzing unterwegs. Im Verlauf des Jahres folgen dann weitere Wohngebiete. Vor allem nachmittags und abends soll die Reiter-Polizei patrouillieren – denn zu diesen Tageszeiten wird am häufigsten eingebrochen.
„Zum einen wollen wir so zeigen, dass wir wachsam sind“, sagt Polizeisprecher Behr. „Die Anwesenheit der berittenen Polizisten soll Einbrecher abschrecken.“
Zum anderen gehe es natürlich auch darum, Täter beim Einbruch zu ertappen. „Vom Pferd aus können die Kollegen auch leichter mal über eine Hecke schauen. Die Übersicht ist viel besser.“ Außerdem sollen die berittenen Beamten „Aufklärungs- und Informationsgespräche führen“. Das heißt, sie werden die Münchner auf die Gefahr von Einbrüchen hinweisen und Vorschläge liefern, wie man sich schützen kann.
Bisher war die Reiterstaffel der Münchner Polizei vor allem in Parkanlagen wie dem Englischen Garten unterwegs. Auch bei Großereignissen wie Fußballspielen sind berittene Polizisten im Einsatz.
Reitstaffeln bei der Polizei - Wallache, die einschüchtern
Die Stärke der Reiterstaffeln: Sie sind auch in schwer oder gar nicht befahrbarem Gelände einsetzbar. Zudem können berittene Beamte größere Gebiete überwachen und absuchen als Streifen, die zu Fuß unterwegs sind. Bei Großveranstaltungen erleichtern Pferde durch ihre einschüchternde Wirkung die Räumung von Sitzblockaden und wirken bei Demos erfahrungsgemäß deeskalierend.
Zur Ausbildung von Polizeipferden eignen sich besonders Wallache, also kastrierte Hengste, weil sie als sehr ausgeglichen gelten. Das Training der Tiere dauert bis zu zwei Jahre: Sie müssen sich an laute, wilde Situationen gewöhnen, in denen Pferde sonst flüchten würden.
Auch andere deutsche Städte setzen im Kampf gegen Kriminelle auf Reiterstaffeln: In Rosenheim, Düsseldorf, Stuttgart, Mannheim, Hannover, Braunschweig, Frankfurt am Main und Radeberg bei Dresden ist die Polizei zu Pferde unterwegs. In Wohnvierteln werden sie zum Beispiel in Hamburg und Dortmund eingesetzt.