Bericht aus der Nachbarschaftshilfe: "Wir haben gelacht wie die Kinder"
München - Es sind oft die kleinen Dinge, die Freude machen. Oder ein paar Stunden geschenkte Zeit, die zudem eine große Hilfe sein können. Die Nachbarschaftshilfe Solln ist der älteste Nachbarschaftsverein in München. Gegründet wurde er 1972 von dem Sollner Arzt Erich Grassl (†).
Nachbarschaftshilfe Solln hat 25 aktive Mitglieder
Der Verein springt ein, wenn vorübergehend Not am Mann ist. Die Mitglieder begleiten unentgeltlich zum Arzt oder Physiotherapeuten, sie besuchen Bettlägerige daheim oder hüten auch mal ein krankes Kind, während die Eltern arbeiten. "Wir haben 25 aktive und 30 passive Mitglieder", berichtet Vorstand Hermann Vogel der AZ. Der 74-Jährige, der früher bei der Stadtsparkasse arbeitete, lebt wie alle anderen Helfer selbst in Solln. Aufgewachsen ist er in einem Dorf in Westfalen. "Da war es selbstverständlich, dass man sich half." Doch in der Stadt ist das nicht immer so.

Der südlichste Stadtteil von München ist bekannt dafür, dass hier viele "Betuchte" wohnen, wie es Vogel ausdrückt. Doch nicht nur. Und auch Wohlhabende können einsam werden oder plötzlich auf schnelle, unkomplizierte Hilfe angewiesen sein. Eine der aktiven Helferinnen ist Gertrud Kring (70). Einen Tag reserviert sie für ihr Ehrenamt pro Woche. Als die Teamassistentin in Rente ging, stand für sie fest: "Ich musste noch was tun. Nur der Haushalt lastet mich nicht aus." Geholfen habe sie immer schon gern.
Ehrenamtliche Einsätze
Die Münchnerin informierte sich bei der Freiwilligenmesse, die damals im Gasteig stattfand, um die passende Organisation zu finden. Und entschied: "Es macht Sinn, dass ich vor Ort helfe. Hier kann ich alles zu Fuß machen." Kring, Vogel und die anderen haben eine gemeinsame Whatsapp-Gruppe. "Darin schreibt uns unsere Einsatzleiterin, wenn Anfragen kommen. Wer Zeit hat, meldet sich", berichtet die 70-Jährige. Diese Woche verbrachte sie ihren Ehrenamtstag mit einer gehbehinderten Sollnerin. "Zuerst hatten wir Bedenken, spazieren zu gehen, weil es so geschneit hat", erzählt sie. "Aber die Frau war schon ein paar Tagen nicht aus ihrer Wohnung gekommen und allein kann sie nicht raus." Es wurde ein besonderer Tag.
Kring schob die Frau im Rollstuhl durchs Schneegestöber - oder versuchte es zumindest: "Wir kamen oft nicht durch, der Schnee lag zu hoch. Sie musste immer wieder die Krücken nehmen. Wir hatten so viel Spaß! Wir haben gelacht wie die Kinder. Ich habe ihr so eine große Freude gemacht." Kring: "Es kommt viel zurück. Diese Freude, die strahlenden Augen - das gibt auch mir viel."