Befreit vom Müll

In der Schellingstraße gibt esmit dem kleinen Supermarkt „Ohne“ seit Samstag den ersten Laden der Stadt, in dem ganz auf Verpackungen verzichtet wird. Stattdessen kommen die Kunden mit dem Schraubglas zum Einkauf.
Linda Jessen |
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Hannah Sartin betreibt den Supermarkt in der Schellingstraße.
ho Hannah Sartin betreibt den Supermarkt in der Schellingstraße.

Maxvorstadt - Maximale Müllvermeidung, das ist das Ziel von Hannah Sartin und Carlo Kraus. Das Ehepaar betreibt den neuen Laden in dem die Kunden Nudeln und Reis aus großen Behältern in wiederverwendbare Behältner abfüllen. Die können entweder selbst mitgebracht oder im Laden gegen ein Pfand ausgeliehen werden. Für Trockenprodukte gibt es außerdem die Naturtasche. Die Beutel aus Bio-Baumwolle werden im Rahmen eines sozialen Projekts in München genäht.

Regional und Bio: Diese zwei Kriterien sind den Betreibern des Ohne-Ladens besonders wichtig. Die Produkte beziehen sie daher von Herstellern aus der Umgebung oder aus München selbst – wie zum Beispiel den Gin „The Duke“. Kooperationspartner ist auch das Projekt Etepetete, das vermeintlich hässliche Ausschussware bei Obst und Gemüse vertreibt. Außerdem gibt es Produkte zu kaufen, die den meisten unbekannt sein dürften. Kennen Sie zum Beispiel die Bambuszahnbürste? Oder Dentabs, kleine Tabletten, die Zahnpasta ersetzen und im Schraubglas statt in der Tube aufbewahrt werden können?

Privat haben Sartin und ihr Ehemann schon seit Jahren den Müll aus ihrem Haushalt verbannt. Anfang 2014 haben sie sich dem Prizip „Low Waste“, also einem Lebensstil, bei dem Müll so weit es geht vermieden wird, verschrieben. „Wir haben angefangen, indem wir erstmal eine Bestandsaufnahme gemacht haben und dann alles, was wir noch zuhause hatten gegessen haben – das hat erstaunlich lang gedauert“, erzählt Sartin.

Beim Einkauf den Müll zu vermeiden war allerdings nicht immer einfach, oft musste sie in viele verschiedene Geschäfte um möglichst ohne Müll auszusteigen. Die Suche nach einem Bioladen, der den Aufschnitt in die mitgebrachten Edelstahlboxen packte, brauchte auch ihre Zeit. Viel macht Saartin auch selbst. Doch bisweilen übertrifft der Aufwand den Nutzen: „Einmal hatte ich richtig Lust auf Cornflakes – aber ohne Müll gibt’s die nicht. Also hab ich ein rezept gegoogelt. Die haben gut geschmeckt, aber es war schon arg viel Aufwand.“ Für Sartin und Kraus wurde die Idee, einen eigenen Laden aufzumachen immer attraktiver. Als der Entschluss gefasst war, ging’s an die Finanzierung. Über eine Crowdfunding-Kampagne im Internet strebten sie 46 000 Euro an – am Ende kamen stolze 48 734 Euro zusammen.

„Die tolle Sache beim Crowdfunding ist, dass man gleich das Feedback mitgeliefert bekommt. So hatten wir eine Vorstellung davon, wie groß das Interesse an unserem Laden überhaupt ist“, berichtet Sartin.

Die Idee des Ohne-Ladens gefiel den Unterstützern gewiss nicht nur aus Gründen der Müllvermeidung. Denn: Wer seine Ware selbst abfüllt, kann aufs Gramm genau entscheiden, wieviel es sein soll. Damit wird zum einen der vergleichsweise hohe Preis für Bioprodukte ein wenig ausgeglichen – es muss nicht gleich eine ganze Dose vom Safran sein. Zum zweiten reduzieren die Selbstabfüller so die Lebensmittelverschwendung.

Sartin freut sich auf die Eröffnung nach der stressigen Zeit, der Termin hatte sich ein paar Mal verschoben. Dafür fällt er jetzt mitten in die Fastenzeit. Und wer noch keine Idee hat, kanns ja mal mit dem Müll- und Plastikfasten versuchen.

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