Bayerns größter Flohmarkt: Und ein Bonbon gratis
Der Flohmarkt auf der Theresienwiese leidet unter dem Wetter – außergewöhnliche Funde sind trotzdem wie immer drin
MÜNCHEN Der Wind fegt über die Theresienwiese. Die oft nur provisorisch befestigten Zelte und Pavillons fliegen den Verkäufern auf Bayerns größtem Flohmarkt regelrecht um die Ohren. Wer am Samstag am Auftaktwochenende des Frühlingsfestes einen schlechten Platz für seinen Stand ergattert hat, steht im Matsch. Die Zahl der potenziellen Käufer reduziert das ungemein. „Wir hatten hier wahrlich schon besseres Wetter. Eigentlich war es noch nie so schlecht wie in diesem Jahr”, sagt Susanne Töpfer.
Seit vielen Jahren kommt die 48-Jährige mit ihrem Mann zum Flohmarkt auf die Theresienwiese. An ihrem Stand gibt es (fast) nichts, was es nicht gibt. Von Büchern über Schuhe bis hin zu Möbeln. Nur mit dem Verkaufen will es an diesem Samstag nicht so richtig klappen. „Das liegt am Wetter”, sagt Susanne Töpfer, die bereits seit Freitagmorgen um 7 Uhr da ist. „Wir wollten uns den Platz sichern und haben deshalb in der Nacht auf Samstag im Auto geschlafen.” Ob sich das gelohnt hat? „Nicht wirklich.”
Wesentlich bessere Laune verbreiten Erdoan Kamber und Aydin Hasan an ihrem Stand, an dem es vor allem Möbel gibt. „Wir haben schon 1000 Euro verdient. Und es ist erst Halbzeit”, sagt Erdoan Kamber. Den überdimensionalen Hammer haben sie bisher aber nicht los bekommen. Auch Roberto Leven und Nils Harmel lassen das gute Stück zurück. „Wir sind aus Köln und suchen nur ein paar Sachen für eine Mottoparty am Abend”, sagt Roberto Leven, der einen alten Tennisschläger für einen Euro ergattert hat. Das Motto der Party? „Freie Liebe.” Was der Schläger damit zu tun hat? „Keine Ahnung”, sagt Roberto Leven und grinst. „Ich weiß nur, dass ich den Schläger auf der Party liegen lassen werde. Den nehm’ ich nicht mit nach Köln.” Auch auf dem Flohmarkt selbst bleiben viele Sachen zurück. Diese landen später in den aufgestellten Containern.
Damit es bei den Second-Hand-Waren von Madeleine Cremers und ihren Freunden erst gar nicht so weit kommt, haben sich die fünf eine ganz besondere Verkaufsstrategie überlegt. Zu jedem Kauf gibt es ein Bonbon gratis dazu. Außerdem haben die Flohmarkt-Neulinge eine kleine Musikanlage aufgebaut, mit der Passanten auf den Stand aufmerksam gemacht werden sollen. Dazu brüllt Madeleine: „So lange dieses Lied läuft, gibt es alles für einen Euro. Die beste Bikini-Mode. Nur hier bei uns.” Bei diesen aufgerufenen Preisen bildet sich sofort eine Menschentraube um den Stand. Auch wenn die Winterjacken an diesem verregneten Samstag sicher begehrter sind als die angepriesene Bademode.
Ein paar Meter weiter schauen Linda und Selina neugierig auf ein altes Grammophon. „Das stammt aus dem Ersten Weltkrieg und kostet 170 Euro. Dabei könnte ich locker 300 verlangen”, sagt der Standbesitzer, der von allen nur der „Antike Fritz” genannt wird. „Alle 15 Minuten kommt jemand vorbei und will, dass ich das Grammophon abspiele.” Gekauft hat es noch niemand. „Es interessieren sich vor allem Amerikaner und Chinesen dafür. Aber wie sollen die das gute Stück in ihren Koffer unterbringen?” Eine berechtigte Frage vom „Antiken Fitz”, der schon seit vielen Jahren auf den Flohmarkt kommt. Heuer, klagt er, sei vieles schlechter als früher: „Viele Leute, die man früher hier getroffen hat, kommen nicht mehr. Wir Standbetreiber werden von den Veranstaltern eher schikaniert.” Früher hätte man die eigenen Waren mit dem Auto bis zum Stand transportieren können. „Das dürfen wir nicht mehr und müssen mittlerweile alles ziemlich weit tragen.”
Susanne Töpfer sieht das ähnlich, will aber wiederkommen: „Dann hoffe ich auf besseres Wetter.”
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