Bauprojekt "Glockenbachsuiten": Bäume statt Luxuslofts
Isarvorstadt - Im Kastanien-Schatten ein kühles Bier genießen, das konnte man lange im Wirtsgarten an der Ecke Fraunhofer-/Erhardtstraße. Erst bei der Osteria Santini, dann in der Ruby Bar. Damit ist nun bald endgültig Schluss. Die Neubebauung einer der letzten Kriegslücken in der Innenstadt ist längst beschlossene Sache: Die „Glockenbachsuiten“ sollen hier bald neue Bewohner beherbergen. Die sechs 50 Jahre alten Kastanien müssen dafür weg. Wirklich?
Nicht wenn es nach der Münchner Umweltorganisation Green City und ihren Unterstützern geht. Unter dem Motto „Baumrecht vor Baurecht“ demonstrierten am Mittwoch der Bund Naturschutz, das Bündnis Bezahlbares Wohnen, das Bündnis Gartenstädte und die Glockenbachwerkstatt mit vielen Anwohnern gegen die Zerstörung der Mini-Oase.
Dabei ist den Aktivisten klar, dass sich der Luxus-Neubau an dieser Stelle nicht verhindern lässt. Ihnen geht es ums Allgemeine: „Das Projekt ist ein Beispiel dafür, wie im Zuge der Verdichtung immer mehr Flächen versiegelt werden“, sagt Green City-Vize-Chefin Silvia Gonzalez.
Der Wohnungsdruck in München ist riesig, die Flächen für Neubauten rar, das sieht man auch bei Green City so. „Aber wir fordern neue Konzepte, wo und vor allem wie gebaut wird“, sagt Gonzalez. Soll heißen: Nicht jede Baulücke einfach dicht machen, sondern auch darauf achten, dass genug Grün erhalten bleibt. Nicht nur dem Klima, sondern auch dem Stadtbild zuliebe. Auf dem Ex-Santini-Grundstück könnte man dafür den Bau etwas zurücksetzen, stattdessen mehr in die Höhe gehen, so der Vorschlag von Green City.
Die Glockenbachsuiten indes sollen schon Ende nächsten Jahres fertig sein: 26 Wohnungen mit hochklassiger Ausstattung, zwei Läden. Die Fassade mit viel Metall, Beton und großen Fenstern für den schönen Ausblick. „Urbanes wohnen auf höchstem Niveau“ heißt das in der Beschreibung des Bauträgers.
„Ob man an dieser Stelle ein solches Luxus-Objekt braucht, ist eine ganz andere Frage“, sagt Gonzalez. „So etwas wird sicher nicht für die Münchner gebaut.“
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