AZ-Stadtspaziergänger Sigi Müller war in der Faust-Ausstellung in der Kunsthalle

Altstadt - "Wenn Sie’s nicht können, mache ich das gerne für Sie." Ich bin gerade dabei, Dietmar Schönherr und Kurt Weinzierl im alten Rossini (das aus dem Film) vor dem leuchtenden Neonschriftzug zu fotografieren, und versuche, die richtige Balance zwischen Blitzlicht und Neonlicht herzustellen. Mache dafür die eine oder andere Probeaufnahme, drehe mich um, schaue, von wem der freche Satz kommt – und lerne so, vor etlichen Jahren, Danica Krunic und ihren Mann Horst Engler-Hamm kennen.
Dadurch gelange ich auch in den Verteiler des Goethezeitportals und erhalte seit dem regelmäßig den Newsletter. Gegründet vor 17 Jahren und mit mittlerweile Millionen Lesern, wurde dieses Portal von Prof. Georg Jäger, Prof. Martin Huber und eben Danica Krunic. Es ist kostenfrei und für jedermann zugänglich. In diesem Jahr steht München im Zeichen von Johann Wolfgang von Goethe Faust – und es wird eine Menge Veranstaltungen geben: Im Moment läuft etwa in der Hypo Kunsthalle in der Theatinerstraße die Ausstellung "Du bist Faust, Faust sind wir alle".
München im Zeichen von Faust
"Faust ist ein Mythos der Moderne, eine Spiegelfigur des neuzeitlichen Menschen. Der Stoff ist so hochaktuell, dass auch wir uns darin wiederfinden", sagt Danica Kunic. "Er hält uns den Spiegel unserer eigenen Lebenswirklichkeit in einer von vielfältigen Widersprüchen geprägten Moderne vor Augen. Unsere verzweifelte Sinnsuche verwoben mit den großen Themen der Menschheitsgeschichte, unsere Ruhe- und Rastlosigkeit, unsere radikalen Fortschrittspostulate." Sicherlich kein leichter Stoff, aber wir alle erinnern uns auch an ein paar leichte Zitate aus dem Faust:
"Was heute nicht geschieht, ist morgen nicht getan" (Faust).
"Küss mich! Ach! Sonst küss ich dich! (Gretchen)
"Es irrt der Mensch, so lang er lebt." (Mephisto)
Und so erdet sich alles vor diesem großen Thema, dem wir anfangs mit etwas Scheu begegnen. Danica und ihr Mann führen mich durch die Kunsthalle und sie sprudelt vor Begeisterung. Jeder Raum ist einer anderen Figur oder einem anderen Thema aus Faust gewidmet. So können die Besucher auch sehen, wie sich die Interpretation des Dramas entwickelt und verändert hat. Der Prolog im Himmel, Verführung, oder Hexensabbat sind aber nicht nur in Bildern und Skulpturen umgesetzt, sondern auch hörbar oder in Filmen zusehen. Umgesetzt wurde die Ausstellung vom Künstler und Bühnenbildner Philipp Fürhofer.
Vor knapp zwei Jahren kam der Direktor der Kunsthalle, Roger Diederen, auf das Goethezeitportal zu und fragte, ob sie bei der Ausstellung mitmachen wollen. So beteiligten sie sich nebst kunsthistorischen Hinweisen auch mit Bildmaterialien aus dieser Zeit. Postkarten, damals gedacht als verschlüsselte Botschaften an die Geliebte oder den Geliebten, vielfach verschickt. Unbedingt anschauen!
In diesem Sinne eine schöne Woche,
Ihr Sigi Müller