AZ-Stadtspaziergänger in der Borstei: Ein Viertel für sich

Heute lässt sich bei einem Streifzug die Borstei erleben - eine denkmalgeschützte Anlage aus den 20ern.
von  Sigi Müller
Stille in der Borstei - hier in einer der sieben Höfe der Wohnanlage aus den 20er Jahren.
Stille in der Borstei - hier in einer der sieben Höfe der Wohnanlage aus den 20er Jahren. © Sigi Müller

München - Wie eine Burganlage liegt sie da, zu erobern nur durch Zufahrten unter den Gebäuden durch. Mit ein bisschen Fantasie kann man sich vorstellen, dass mit Zugbrücken die Eingänge geschlossen werden können und die restliche Welt so draußen bleibt.

Auszeit: Diese Mieze genießt ganz offensichtlich das sonnige Plätzchen.
Auszeit: Diese Mieze genießt ganz offensichtlich das sonnige Plätzchen. © Sigi Müller

Die Borstei, dieses Viertel für sich, ist eine denkmalgeschützte Wohnsiedlung in Moosach, 1924 bis 1929 von Bernhard Borst erbaut. Sehr visionär waren seine Ideen. Wollte er doch, wie er mal sagte, "das Schöne des Einfamilienhauses mit dem Praktischen einer Etagenwohnung" verbinden. Spannend in jedem Fall, sich einmal damit zu beschäftigen.

Gelborangene Gebäude und warmes Licht in der Borstei

Ich war an einem Vormittag vor Ort. Die tiefe Sonne beleuchtete die schönen gelborangen Gebäude und warf ein warmes Licht zurück. Einmal, vor einigen Jahren, habe ich hier eine Kandidatin für die "Schöne Münchnerin" fotografiert, ansonsten kenne ich die Borstei nur von außen, wenn ich mit dem Auto auf der Dachauer Straße daran vorbeifahre.

Mit dem Betreten durch eine der Durchfahrten entdeckt man eine eigene kleine Welt. Viele Denkmäler, Statuen und Brunnen von namhaften Künstlern überall. Das gleiche Wildschwein wie vor dem Jagdmuseum, ein lebensgroßer Hirsch auf einem Sockel, Götterstatuen.

Sehenswert: Das eine ganze Hauswand bedeckende Fresko "Apoll und die Musen" von Heinrich Bickel aus den 50er Jahren. Davor, wieder oben auf dem Platz, zwischen Bänken und Bäumen, eine Teufelsfigur. Auf einer Mauer hat es sich eine Katze bequem gemacht. Denkmalgleich, sich offensichtlich der künstlerischen Umgebung bewusst, thront sie dort und lässt sich auch durch meine Kamera nicht aus der Ruhe bringen.

773 Wohnungen, ein Museum, eine "Einhorn-Apotheke"

Es gibt in dieser kleinen Stadt mit ihren 773 Wohnungen Münchens kleinstes Museum, das Borstei-Museum, eine Ladenstraße mit 14 Geschäften, ein Café, Ärzte, sieben Höfe, neun Brunnen - und die "Einhorn Apotheke". Einen anderen Namen kann man sich in dieser märchenhaften Umgebung eigentlich auch gar nicht vorstellen.

Apoll und die Musen - ein Fresko aus dem Jahr 1959.
Apoll und die Musen - ein Fresko aus dem Jahr 1959. © Sigi Müller

Vielleicht finden Sie ja mal Zeit, sich in der Borstei umzusehen, oder merken sich dieses Idyll für einen Besuch im kommenden Jahr vor. Es lohnt sich auf alle Fälle. Irgendwann hat auch das Café wieder auf, dann kann man im Garten sitzend die Szenerie genussvoll auf sich wirken lassen.

In diesem Sinne eine schöne Woche

Ihr
Sigi Müller

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