Auszeichnung! Die Preisträger stehen fest
Schwabing - Der Musiker Roman Bunka, der Filmhistoriker Helmut Färber und die Illustratorin Cornelia von Seidlein bekommen den Schwabinger Kunstpreis 2014. Die Preisverleihung findet am 15. Juli im Rahmen einer geschlossenen Veranstaltung statt.
Stifter der jährlich verliehenen und mit 5.000 Euro dotierten Kunstpreise sind die Stadtsparkasse München, Karl Eisenrieder – Café Münchner Freiheit, die Constantin Film AG und die Landeshauptstadt München. Die Jury, der Christiane Böhnke-Geisse (Jazzclub Unterfahrt), Jürgen Eickhoff (Galerie Spektrum), Franz Kotteder (Süddeutsche Zeitung), Gabriella Lorenz (Abendzeitung) und Christian Pfeil (Monopol-Kino) angehörten, begründete ihre Entscheidung wie folgt:
„Roman Bunka ist Oud-Spieler, Gitarrist, Komponist und gilt als Pionier der Weltmusik-Szene. Die Biografie des 1951 in Frankfurt am Main Geborenen steht für ein eigenes Kapitel jüngerer deutscher Musikgeschichte. 1971 zog er nach München. Seit Ende der 80-er Jahre lebt er in Schwabing und bereist die Welt, vorzugsweise Indien, Korea und Nordafrika. In den 70er Jahren gehörte er dem in München gegründeten Musiker-Kollektiv Embryo an.
Mit dieser Weltmusik-Band unternahm er ausgedehnte Konzertreisen in andere Kontinente und nahm zahlreiche Alben auf. 1976 spielte er mit dem indischen Meister-Perkussionisten Trilok Gurtu, der später mit John Mclaughlin seine größten Erfolge feierte, in Bombay. Auf der Suche nach einem zweiten Saiteninstrument, das geeigneter für seine musikalische Entwicklung in Richtung modale und mikrotonale Tonsysteme scheint, entdeckte er die arabische Laute, die bundlose Mutter der Gitarre, die "Oud".
Solo-Konzerte in Tunis, Kairo, Assuan, Damaskus, Aleppo, Sanaa, Beirut und sein Auftritt auf dem Jazz-Festival in Granada bringen seine ganz persönliche Entdeckungsreise durch die arabische Musik einem interessierten Welt-Musik Publikum näher. Auch in der Welt der Filmmusik und Hörfunkproduktionen ist Roman Bunka zu Hause. Unter anderem spielt er die Musik zum Kinofilm "Bin ich schön?" von Doris Dörrie ein. Mit der Regisseurin Grace Yoon realisierte er Hörspiele wie zum Beispiel "Tunguska-Guska" (Prix Futura BBC) und "Earborn".
„Ob Doris Dörrie, Wim Wenders, Bernd Eichinger, Sönke Wortmann oder Roland Emmerich, sie alle sind wie viele weit weniger Berühmte bei ihm in die Schule gegangen, haben den Inbegriff dessen, was filmisches Erzählen ausmacht, bei ihm studiert. Helmut Färber hat als Filmhistoriker, Autor und Journalist ganze Generationen junger Filmemacher in Deutschland und damit den europäischen Film maßgeblich und stilbildend beeinflusst.
Helmut Färbers Artikel in der Zeitschrift "Filmkritik" und in der Süddeutschen Zeitung waren dafür ein genauso wesentlicher Bestandteil wie sein Unterricht in Filmgeschichte an der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) München und der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin (DFFB), der weit über 30 Jahre lang Filmstudenten mit kinematographischer Kultur und Poesie in Dialog brachte. Der gelernte Buchdrucker, der mit dreiundzwanzig das Abitur nachgeholt hatte, fotografierte in mühevoller Kleinarbeit einen Film Einstellung für Einstellung vom Schneidetisch ab und beschrieb diese minutiös in einem Begleitband des zweibändigen Werkes, das er selbst verlegte.
Helmut Färber ist unter den Deutschen Filmern längst legendär. Er produzierte mehrere Fernsehsendungen für den WDR und verfasste zahlreiche weitere Texte, die in den letzten Jahren auch in der französischen Zeitschrift "Trafic" erschienen sind. Die Bücher und Texte des Schwabinger Filmhistorikers, u.a. "Baukunst und Film", über Mizoguchi Kenji, Yasujiro Ozu, D.W. Griffith, aber ganz besonders über Jean Renoir, sind beispielhaft für Helmut Färbers Fähigkeit, gerade jene oft übergangenen Meisterwerke, die zeitlos sind, für den Betrachter neu zu entschlüsseln und in ihrem Wesen zu verstehen. 1995 wurde Färber mit dem Petrarca Preis ausgezeichnet.“
„Die Grafikerin, Illustratorin und Zeichnerin Cornelia von Seidlein steht allein schon mit diesen drei Berufungen in einer großen Schwabinger Tradition vom Simplicissimus bis heute. Sie beherrscht die Kunst, mit wenigen Strichen eine Szene darzustellen, ebenso perfekt, wie sie es vermag, die Essenz einer Geschichte oder gar eines Buches meist durch stilistische Reduktion auf den Punkt zu bringen.
Wäre Cornelia von Seidlein eine Köchin, so müsste man sagen: Sie versteht es, eine Sauce so einzukochen, dass ihre Aromen erst richtig zur vollen Entfaltung gelangen – ihre Themen behandelt sie selten direkt illustrierend, meistens umspielt sie sie mit dem Zeichenstift, mal konterkariert sie sie, aber stets trifft sie erstaunlich genau. Mit drei Jahren begann sie zu zeichnen und hat nie mehr damit aufgehört, sie studierte Kostümkunde, Grafik und Malerei in München und London und begann 1977 mit einem eigenen Atelier für Illustration und Gestaltung.
Seither arbeitet sie für Zeitungen und Zeitschriften, macht politische Karikaturen und Schriftstellerporträts. Daneben gehört ihre Leidenschaft auch der künstlerischen Collage. Ihre Arbeiten waren schon in Berlin, Hamburg, London und natürlich in Schwabing, wo sie lebt, in verschiedenen Galerien zu sehen.“