Augustenstraße: Nicht die Schönste, aber voller Leben
München - Die Augustenstraße startet an der Dachauer Straße, kreuzt nach kurzer Zeit die Brienner Straße und gibt den Blick auf den herrlichen Königsplatz frei.
Ich stöbere an einem Samstag durch die Straße, es ist heiß und die Luft steht zwischen den Gebäuden. Die Menschen sitzen in Straßencafés, Familien mit Badesachen auf den Fahrrädern sind unterwegs. Auffällig sind die vielen kleinen Läden, manche ganz besonders nett hergerichtet. Friseure, ein Schuster, eine Möbelwerkstatt, die Inhaber zum Teil auf Stühlen am Gehweg im Gespräch mit den Kunden. Man kennt sich und das seit vielen Jahren.
Lokale gibt's von der bayerischen Boazn, dem denkmalgeschützten Café Jasmin bis hin zu Internationalem. Dazu Antikes, Kunst und Krempel, Blumenläden, Nagelstudios, Stadtbibliothek, ein wirres Durcheinander, aber einfach alles da.
Ich erinnere mich spontan an einen Spruch eines Flohmarkthändlers, damals noch auf dem alten Flughafen: "Wir haben alles, was Sie brauchen. Und was wir nicht haben, brauchen Sie nicht." So der Eindruck auch hier. Es macht wirklich Spaß, in die vielen kleinen Schaufenster zu schauen, ich entdecke sogar ein antikes Gartenzwergpaar.
Die Straße endet schließlich am Josephsplatz. Und als ich gerade die schöne Kirche fotografieren will, bricht ein Sommergewitter los und ich rette mich unter die Jalousien vom Café am Josephsplatz. Hier habe ich vor einiger Zeit die Schauspielerin und Sängerin Ruth Megary auf der kleinen Bühne fotografiert.
Josephskirche: Auch Regenwolken haben ihren Reiz
Bei einem Cappuccino schaue ich in die Regenwand. Eine Frau auf einem Fahrrad flieht vor dem Schauer, setzt sich an den Nebentisch und wir kommen ins Gespräch. Ihre Meinung über die Augustenstraße passt genau, wie ich finde: "Nicht die Schönste, aber voller Leben."
Nach dem Regen hoffe ich auf ein bisschen Sonne, um die wunderschöne Josephskirche ins rechte Licht zu setzten. Es ist aber vorbei mit der Sonne, so kann ich nur Aufnahmen der abziehenden Regenwolken über der Kirche machen. Aber auch die haben ihren Reiz.
In einer kleinen Seitenstraße am Josephsplatz steht ein alter Rolls Royce. Eine englische Schönheit aus der Zeit, als man das Wort "Schummelsoftware" sicher noch nicht kannte. Nach dem Regen perlen die Tropfen auf der edlen Karosse. Ich gehe den gleichen Weg zurück, den ich gekommen bin, und entdecke noch viele Details, entdecke links und rechts unscheinbare Seitenstraßen, die ich bei einem meiner nächsten Stadtspaziergänge sicher auch mal porträtieren werde.
In diesem Sinne eine schöne Woche
Ihr
Sigi Müller
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