Arbeitsamt wird verkauft - ziehen bald Studenten ein?

In das Gebäude in der Kapuzinerstraße sollen Studenten einziehen. Allerdings weiß der Chef der Arbeitsagentur davon (noch) nichts.
Amina Linke |
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Hier will die Agentur für Arbeit München raus. Rein kommen sollen Läden, Büros - und Studentenwohnungen.
imago 2 Hier will die Agentur für Arbeit München raus. Rein kommen sollen Läden, Büros - und Studentenwohnungen.
Wohnen im Luxus-Ambiente: Das ehemalige Landesarbeitsamt in der Thalkirchner Straße wurde für Luxuswohnungen kernsaniert.
H. Schlottmann/ho 2 Wohnen im Luxus-Ambiente: Das ehemalige Landesarbeitsamt in der Thalkirchner Straße wurde für Luxuswohnungen kernsaniert.

MÜNCHEN Die Lage ist exklusiv: Das Glockenbachviertel liegt direkt nebenan. Das „Tröpferlbad“, ein beliebter Treffpunkt für Familien und Jugendliche auch. Einkaufs- und Ausgehmöglichkeiten sind zahlreich vorhanden und die Isar ist nur einen Katzensprung entfernt. Ein urbaner Wohntraum – der sich bald für Münchens Studenten erfüllen könnte: Denn das 21000 Quadratmeter große Areal der Bundesagentur für Arbeit in der Kapuzinerstraße steht zum Verkauf. Und laut einem Plan des Referats für Stadtplanung sollen hier vor allem Studentenwohnungen entstehen. Komisch: Der Leiter der Arbeitsagentur weiß von dem Inserat allerdings nichts.

Der Chef der Münchner Agentur für Arbeit ist überrascht. „Von der Verkaufsanzeige erfahre ich erst jetzt“, sagte Harald Neubauer zur AZ. „Mein letzter Stand ist, dass unser Vorstand sich noch entscheiden wollte, ob verkauft wird oder nicht.“ Und da sich der Vorstand noch nicht gerührt habe – zumindest nicht bei ihm –, könne er keine Fragen zum Verkauf beantworten. Nicht nur er...

Auch der in der Verkaufsanzeige stehende Ansprechpartner konnte auf AZ-Nachfrage nichts zum Inserat sagen. Ein anderer Kollege sei dafür zuständig und der sei erst wieder Anfang nächster Woche erreichbar, hieß es am Freitagnachmittag bei der BI Management GmbH in Nürnberg. Die Agentur steuert seit 2001 bundesweit die Bau- und Immobilienmaßnahmen der Bundesagentur für Arbeit und hat auch das Verkaufsinserat in der „Süddeutschen Zeitung“ geschaltet.

Noch eine Frage: Wohin zieht die Agentur für Arbeit? Auch das ist noch unklar. Der Umstrukturierungsplan der Stadt verrät nur soviel: Ein „neuer, innerstädtischer Standort“ soll es sein, der „den zeitgemäßen Anforderungen der Bundesagentur für Arbeit entspricht“. Ein Blick auf die Zahlen lässt vermuten: Die Arbeitsagentur will sich verkleinern. Denn im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten ist die Arbeitslosenzahl in München seit Jahren gering. So gab es im April 2013 in Berlin Mitte zum Beispiel über 80000 Arbeitslose. In München nur etwa 45000 – zu wenig für den 1981 erbauten Klinker-Bunker mit seinen ursprünglich 1160 Arbeitsplätzen? 

Abgerissen werden sollen die zwei Unter- und sechs Obergeschosse aber nicht. Im Planungsanlass der Stadt steht: Das „bestehen bleibende Gebäude“ solle umgenutzt werden. Und zwar für Einzelhandel, Büros – und „zeitlich und räumlich flexibel nutzbare Wohnungen wie (...) Studentenwohnungen“.

Ein Traumobjekt für Münchens Hochschüler. Zumal der Baumbestand, als auch die bestehenden Grün- und Freiflächen erhalten beziehungsweise aufgewertet werden sollen. Dazu ist eine tausend Quadratmeter große Einrichtung für Kinder, Familien und Jugendliche geplant. Und auch die 3500 Quadratmeter große Stadtbibliothek im Erdgeschoss soll weiterhin für die Münchner geöffnet bleiben.

Wie viel das Areal kostet, ist nicht bekannt.
Das Objekt wird noch für Investoren ausgeschrieben – deren Angebote werden dann den Preis bestimmen. Dass aber allein die Sanierung kostspielig werden könnte, zeigt der fast baugleiche Gasteig: Der wurde nur ein paar Jahre später als das Gebäude in der Kapuzinerstraße eröffnet und kostet die Stadt Millionen an Instandhaltungskosten (AZ berichtete). Am liebsten wäre sie ihn los. Genauso wie die Arbeitsagentur ihr altes Arbeitsamt.

 


 

Luxuriös statt arbeitslos

Schon einmal wurde ein Gebäude der Agentur für Arbeit verkauft - damals entstanden dort Luxuswohnungen.

MÜNCHEN Kamin, Stuck und Fischgrät-Parkett – wo früher Arbeitslose Beschäftigung suchten, entstanden ab 2007 Luxuswohnungen für Münchens Betuchte. Als das Landesarbeitsamt damals aus der Thalkirchner Straße auszog, kaufte das Kölner Immobilienunternehmen Vivacon das Gründerzeitgebäude und ließ es kernsanieren.

Rund 21 Millionen Euro haben die Baumaßnahmen gekostet. Der französische Edel-Designer Philippe Starck kreierte dann 64 Nobel-Wohnungen für einen Quadratmeterpreis zwischen 3650 und 6850 Euro lag. Zur Wahl für die Inneneinrichtung der 70 bis 250 Quadratmeter großen Behausungen standen vier verschiedene Stile: von barock über minimalistisch oder natürlich bis poppig.

Um eine Tiefgarage zu bauen, wurde das Gebäude vorübergehend sogar „aufgeständert“. Ein hauseigener Fitness- und Wellnessbereich und ein rund um die Uhr mit einem Conciergeservice besetzter Eingang rundeten das Angebot ab.

 

 

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