Anschlag, Versehen oder Defekt? Riesen-Wasserschaden an Hochschule

Zwei Wasserhähne laufen die ganze Nacht, mehrere Stockwerke werden überschwemmt. Der Schaden in Büros, Labors und Hörsälen ist enorm hoch
München - Das Wasser floss in der Nacht, als keiner es merkte. Es bahnte sich seinen Weg durch die Stockwerke, durchnässte Böden und Mauern, drang in Hörsäle und Labors ein und machte große Teile des Gebäudes unbenutzbar: Eine Überschwemmung hat am Wochenende an der Hochschule für angewandte Wissenschaften an der Dachauer Straße einen riesigen Wasserschaden angerichtet. Die Feuerwehr schätzt die Kosten, die der Schaden nach sich ziehen wird, auf mehrere Hunderttausend Euro. Jetzt ermittelt die Polizei.
Der Quell der Überschwemmung: Zwei Wasserhähne in einem Chemielabor im vierten Stock. In der Nacht von Freitag auf Samstag werden diese aufgedreht – irgendwann nach 22 Uhr, wie die Polizei ermittelt hat. Dann fließt das Wasser in Strömen. Unter den beiden Hähnen ist nur ein Waschbecken, dessen Ablauf offenbar nicht groß genug für den vollen Fluss beider Hähne ist, sagt ein Sprecher der Feuerwehr. Das Waschbecken läuft über, und das Wasser breitet sich im Gebäude aus.
Es läuft durch Versorgungsschächte, Böden und Decken bis in das Erdgeschoss und dringt in Flure, Büros, Aufzüge, Labors und Technikräume ein.
1400 Quadratmeter des Hochschulgebäudes standen unter Wasser
Erst am Samstagvormittag gegen 11.30 Uhr wird der enorme Wasserschaden entdeckt. Das Gebäude wird gesperrt, die Stromversorgung abgeschaltet. Die Feuerwehr rückt mit 35 Einsatzkräften an. Insgesamt stehen da schon etwa 1400 Quadratmeter Fläche im Gebäude etwa drei bis vier Zentimeter hoch unter Wasser.
„Wir haben das Wasser mit Elektrosaugern und weiteren Gerätschaften aus einem speziellen Abrollbehälter für Groß-Wasserschäden aufgenommen und beseitigt“, beschreibt die Feuerwehr den Großeinsatz, der sich über am Samstag über mehrere Stunden zieht.
Dabei wird das Ausmaß des Schadens sichtbar: immense Schäden am Mauerwerk, in Büros, Labors und Hörsälen. Der Gesamtschaden liegt ersten Schätzungen der Feuerwehr zufolge bei mehreren Hunderttausend Euro. Wie hoch der Schaden an Gebäuden und Inventar genau ist, werde noch festgestellt. Am heutigen Montag soll ein Gutachter die Bausubstanz genau prüfen. Die betroffenen Räume können bis auf Weiteres nicht genutzt werden.
Nun ermittelt die Polizei zur Ursache der Überschwemmung. Es gibt mehrere Vermutungen. Die erste: ein gezielter Anschlag. Jemand könnte die Wasserhähne aufgedreht und die Räume absichtlich geflutet haben, um der Hochschule zu schaden. Die Polizei schließt allerdings auch ein Versehen oder einen technischen Defekt als Ursache bisher nicht aus. Experten der Spurensicherung haben das Labor, aus dem das Wasser kam, untersucht.
Genaue Ergebnisse dieser Untersuchung gebe es aber noch nicht, sagt eine Sprecherin der Münchner Polizei auf Anfrage der AZ. Auch ein mögliches Motiv für einen Anschlag konnte noch nicht ermittelt werden.
In den nächsten Wochen wird der Betrieb an der Hochschule für angewandte Wissenschaften nur eingeschränkt möglich sein. Einige Räume bleiben bis auf weiteres gesperrt. Sie müssen zunächst renoviert werden. Die Hochschule für angewandte Wissenschaften München ist mit rund 18 000 Studenten die größte Fachhochschule Bayerns. Der „Campus Lothstraße“ in Neuhausen ist einer von drei Standorten der Hochschule.