Am Bahnhofsplatz: Bomben-Alarm in Pasing

PASING Punkt 6.30 Uhr war’s, als Gert Mayr ahnte, dass irgendetwas nicht stimmt. Der 38-Jährige wohnt direkt am Pasinger Bahnhof. Genau da werden derzeit Tram-Strommasten verbaut – mit einem höllischen Bau-Lärm ab 6.30 Uhr. Nicht so am Dienstag. Da war es ruhig. Zu ruhig.
Der Grund: Genau 100 Meter rechts vom Bahnhof (mit Blick auf die Gleise) wurde bei Sondierungen laut Polizeisprecher Sven Müller ein „metallischer Gegenstand“ gefunden.
Am Mittwochabend dann wurde das Objekt nach und nach freigelegt. Laut dem Kampfmittelräumdienst handelt es sich dabei mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine Bombe. Fundort ist in der Bäckerstraße, nur ein paar Meter vom Café Alex entfernt.
Der Kampfmittelräumdienst führte hier Sondierungen durch, um herauszufinden, ob noch Altlasten vom Krieg im Boden sind – reine Routine. Dieses Mal wurden die Sucher fündig. Genau da, wo ein Fundament für einen Strommasten hätte gegossen werden sollen. „Es ist eine sehr große Messung“, sagte Kampfmittelräumer Heinrich Scho der AZ. Ob es tatsächlich eine Bombe ist, könne aber nur eine Freilegung zeigen.
Für die Kampfmittelräumer bedeutet das: Sie müssen 4,50 Meter tief graben – in dieser Tiefe liegt das verdächtige Metallteil. „Das ist für München eigentlich ungewöhnlich.“ Nach dem Krieg wurde der Pasinger Bahnhofsplatz jedoch aufgeschüttet – und ist heute etwa 1,50 bis 1,80 Meter höher. Falls es eine Bombe ist, bohrte sie sich im Krieg etwa drei Meter tief in die Erde.
Ab 18.30 Uhr wurde der Bahnhofsplatz im Umkreis von 100 Metern für den kompletten Verkehr gesperrt – rund um die Bäckerstraße und Am Schützeneck. Der Bahnverkehr war nicht betroffen.
Ab 19.30 Uhr sollten die Anwohner ihre Häuser nicht mehr verlassen. Der Start der Grabungen war für 20 Uhr geplant. Doch die Arbeiten verzögerten sich.
Kampfmittelräumer Scho nahm’s gelassen – auch dass er das Champions-League-Spiel Dortmund gegen Real Madrid verpasste. „Wir haben hier genug Action!“ Fußball sei nicht so sein Ding. „Sonst würde ich mich totärgern.“
Erst eine gute Stunde später ging’s dann los. Ganz vorsichtig trug ein Bagger das Erdreich ab. Bis er nicht mehr weiterkam, weil die mutmaßliche Bombe zu tief für ihn lag. Deshalb sollte eine Rampe gebaut werden.
Bis zum späten Mittwochabend gab's noch keine Entwarnung. Die Arbeiten mussten unterbrochen werden. „Wir kommen nicht ran“, sagte Heinrich Scho. Das Loch müsse weiter aufgemacht werden. Heute soll es eine Krisenbesprechung geben.
Anwohner Gert Mayr verfolgte das Szenario aus 20 Metern Entfernung Luftlinie. Kein gutes Gefühl, so nah dran zu sein: „Das macht auch mich etwas zappelig“, sagte er am späten Abend.