Altes Pasinger Rathaus: Die Kammermusiker zittern um ihre Räume
Aufgrund von Brandschutzvorgaben muss der historische Saal im ehemaligen Rathaus in Pasing zugesperrt werden. Die Kammermusiker sind nun heimatlos.
Pasing - Eine reiche Stuckdecke, edel-dunkles Parkett auf dem ein Bösendorfer-Flügel steht: Im stimmungsvollen Saal des ehemaligen Pasinger Rathauses lädt die Pasinger Kammermusik seit 2011 zu meist ausverkauften Konzerten.
Heute gehört der prächtige Rathaussaal zur Pasinger Volkshochschule (VHS). Seit einer Brandschutz-Inspektion in der Volkshochschule ist der schöne Konzertort für 60 Besucher jedoch erstmal ohne Zukunft. Der Grund: Die Brandschutz-Vorschriften sind jetzt strenger als früher - auf einmal fehlt ein zweiter Fluchtweg.
Walther Weck, Organisator der Pasinger Kammermusik, ist darüber enttäuscht, hat aber auch Verständnis: "Seit dem Hochhausbrand in London sind meine Sensoren auf Hochspannung. Ich will keine Konzertgänger in Gefahr bringen."
Das treue und aufmerksame Pasinger Konzertpublikum liebt die intime Atmosphäre im alten Rathaussaal, erklärt Weck: "Man sitzt hier nah an den Musikern. Das wollen wir nicht missen".

Der Konzertsaal der Volkshochschule in Pasing. Foto: Bernd Wackerbauer
Bis Mai, solange das denkmalgeschützte Haus an der Bäckerstraße renoviert wird, kann provisorisch das Baugerüst am Fenster als zweiter Fluchtweg aus dem Saal dienen. Geeignete Ausweichquartiere, für die Monate danach, hat der Pasinger in Kirchen - wie St. Wolfgang in Obermenzing und in einer Klavierwerkstatt - organisiert.
"Die Kammermusik ist ein Aushängeschild von Pasing"
Ab November möchte der 77-jährige Walther Weck aber unbedingt "seinen" Saal zurück - für junge Geiger, Studenten an der Musikhochschule, für renommierte Streich-Trios oder das Schumann-Quartett aus München. Zuletzt haben Pianist Gerold Huber und Bass-Sänger Tareq Nazmi mit Schuberts "Winterreise" drei Mal hintereinander hier gastiert. Nun soll der Saal bei einem Brand plötzlich nicht mehr sicher sein.
Das KVR plant derzeit Maßnahmen für einen zweiten Rettungsweg: Möglich wäre eine Feuertreppe vom Innenhof bis zum ersten Stock. Weck ist zuversichtlich: "Das müsste funktionieren. Hoffentlich dauert es aber nicht zu lang".
Pasinger Lokalpolitiker unterstützen ihn. "Die Musikreihe ist hochkarätig. Diese Konzerte sind eine super Geschichte", meint Romanus Scholz, der grüne BA-Vorsitzende von Pasing-Obermenzing. Auch Michael Widl-Stüber, Geschäftsführer der Pasinger VHS will den zweiten Fluchtweg - und zwar bald. Walther Weck: "Die VHS will uns behalten. Ich zaubere hervorragende Künstler herbei. Die Kammermusik ist ein Aushängeschild von Pasing."
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