Alte Eon-Zentrale: Wem sie gehört, wer rein will

Der gesamte Komplex des Energie-Riesen in der Brienner Straße steht leer und wird derzeit neu vermietet – Kanzleien und Ärzte stehen bereits Schlange
Maxvorstadt - Wenn Michael Sagstetter bei Geschäftspartnern punkten will, führt er seine Gäste ganz gerne ins „Aquarium“. Vom ehemaligen gläsernen Konferenzraum des Eon-Vorstands blickt man aus etwa 15 Metern Höhe auf Propyläen, Frauenkirche, Theatinerkirche, Justizpalast und das Lenbachhaus.
Ein solches Panorama gibt es nicht oft in München. Es hinterlässt einen exklusiven Eindruck, und das hilft Sagstetter bei Verhandlungen. Praktisch, weil: Er verhandelt viel zur Zeit. Der Chef der OMS Hausverwaltung ist gerade dabei, die ehemalige Eon-Energie-Zentrale in der Brienner Straße, die derzeit komplett leer steht, Stück für Stück zu vermieten.
*Ärzte wollen im gesamten Altbau an der Brienner Straße eine Tagesklinik einrichten.
*Für den gläsernen Neubau an der Augustenstraße/Ecke Brienner Straße interessieren sich gleich zwei Firmen: Ein Finanzdienstleister und eine Kanzlei. Letztere hat laut Sagstetter die Nase vorn.
*Eine Vermögensverwaltung will eine Etage des Querbaus und des Lobbyhauses in der Richard-Wagner-Straße haben. Das Dachgeschoss des Querbaus hat es laut Sagstetter einer „sehr renommierten Anwaltskanzlei“ angetan. Ganz oben im Lobbyhaus residierte der Vorstand. Seltsam: Hier gibt es keine Toiletten. Die Chefs mussten für ihr Geschäft in einen anderen Trakt.
*Die Kaffeelounge im Querbau und die ehemalige Kantine will eine große Gastro-Firma übernehmen. Früher servierte hier das „Arena One“ bis zu 500 Essen am Tag für die Belegschaft aus.
*Die Altbauten in der Richard-Wagner-Straße 3 und 5 sind vergeben: Hier sitzt die Verwaltung des benachbarten Lenbachhauses. Im Untergeschoss beider Häuser war mal die Eon-Kita, die jetzt renoviert wird. Hier entstehen Musik- und Kreativräume und eine Krippe für 35 Kinder. Laut Chefin Sonja Schmid soll „Tejay’s“ im Oktober eröffnen. Preis pro Vollzeitplatz: knapp unter 1000 Euro.
Um all diese Gespräche überhaupt führen zu können, hat Sagstetter viel Arbeit investiert: Jedes der acht Häuser bekam seine eigene Fernwärme, eigene Stromversorgung und eigenen Brandschutz. Das dauerte ein halbes Jahr. Dann holte er Makler an Bord, erstellte Broschüren und Pläne.
Das gesamte Karree ist rund 45.000 Quadratmeter groß. 33.000 sind vermietbar, zu Preisen von je 21,50 bis 24 Euro. 140 Tiefgaragenplätze gibt es hier, dazu guten Anschluss an die Öffentlichen.
Manche Häuser sind aus den Zwanziger Jahren, andere wurden 1997-2007 modernisiert. Es gibt sogar eine repräsentative Piazza – mit einem überdimensionalen, magentafarbenen Bogen des Künstlers Rupprecht Geiger. „Die Lage ist absolut top“, sagt Sagstetter. Es gebe eine „rege Nachfrage“. Er geht davon aus, dass die ersten Anfang 2014 einziehen.
Wohl deshalb hat sein Auftraggeber das Ensemble gekauft. Im Sommer 2011 wurde bekannt, dass Eon den Prachtbau verkauft – 1500 Angestellte von Eon Energie verloren ihren Job. Laut Betriebsrat Martin Cegla haben die meisten das Unternehmen verlassen, andere kamen an anderen Standorten unter.
Im Herbst 2012 schnappte sich die Dino-Stiftung aus Liechtenstein die Ex-Eon-Zentrale. Angeblich für 130 bis 150 Millionen Euro, Sagstetter sagt dazu nichts. Die Familienstiftung ist recht unbekannt, dabei gehören ihr große Gebäude in München – etwa das Orleanskarree in Haidhausen, ein Komplex am Moosfeld und eines in Zamdorf. Im letzten residiert Disney Germany.