50 Jahre erfolgreich gegen alle Trends: Restaurant Grüne Gans feiert Jubiläum
König Carl Gustaf von Schweden und Ex-Kaiserin Soraya waren da, Gina Lollobrigida, Roman Polanski oder die Scorpions. Im Gästebuch dankte Curd Jürgens "dem besten Lokal in München", Comiczeichner Jim Davis verewigte sich mit seinem berühmten Garfield – und Mario Adorf versprach: "Ich komme wieder!" Das tat er auch. So wie viele Gäste, die einmal in der Grünen Gans eingekehrt sind - in diesem außergewöhnlichen Restaurant mit vielen internationalen Stars an den dunklen Mahagoni-Wänden.
Im Feinschmecker-Treff mit nur knapp 28 Plätzen geben sich vis-à-vis der Schrannenhalle (Am Einlass 4) die Stammgäste die Klinke in die Hand. Sie alle hängen an diesem Schmuckkästchen-Lokal und vor allem an dessen Besitzern: an Julius Stollberg und seiner Frau Inge, der Grande Dame unter Münchens Küchenkünstlern.
Seit inzwischen 50 Jahren führen sie erfolgreich ihr kleines feines Restaurant. Dabei sind die Stollbergs sympathisch bescheiden geblieben. Großes Geschnatter – um im Bild zu bleiben – ist nicht das ihre. Sogenannte Promi-Wirte, die fast alles für eine Schlagzeile tun, hat München schließlich zuhauf. Inge und Julius Stollberg haben viele kommen und auch wieder gehen gesehen.
Gern gesehener Gast: Mario Adorf beim Eintrag ins dicke Gästebuch. Foto: Annette Baronikians
Die Grüne Gans: Zweit-Wohnzimmer statt In-Lokal
Ihr Erfolgsgeheimnis: Die Grüne Gans läuft keinem Trend nach. Oder wie Julius Stollberg sagt: "Wir versuchen kontinuierlich, in allen Bereichen unsere Qualität zu halten." Seine Frau nickt: "Wir sind kein hippes Restaurant, sondern für viele ein Zweit-Wohnzimmer. Wir wissen, wer keinen Fisch mag oder eine Intoleranz hat. Etlichen Stammgästen koche ich immer gleich ihre Lieblingsessen."
Diese zaubert Inge Stollberg in einer Mini-Küche auf die Teller. Zu ihren Klassikern gehören die französische Entenbrust mit Calvados-Apfel-Ragout oder der Lammrücken aus dem Ofen.
Ehemann Julius ist nicht nur für die Nachspeisen zuständig. Er kümmert sich auch um die Weine, macht die Buchhaltung und notwendige Reparaturen im Lokal. Die beiden sind ein eingespieltes Team. Eines, das seit über 50 Jahren Höhen und Tiefen meistert.
In einem Alter, in dem die meisten längst im Ruhestand sind, umsorgen die Stollbergs nach wie vor sechs Tage in der Woche ihre Gäste: "Das sind zwölf- bis 14-Stunden-Tage", sagt die Meisterköchin.
Dass sie einmal eine solche werden sollte, hätte sich Inge Stollberg nie träumen lassen: "Ich war ja kaufmännische Angestellte." Als Gast in der damaligen In-Bar namens "Grüne Gans" sprang sie dereinst ein, als dort jemand in der Küche ausfallen war. So startete ihre Karriere – quasi von der Autodidaktin zur Spitzenköchin.
Julius Stollberg, gelernter Koch und Kellner, hatte irgendwann keine Lust mehr, weiter auf Passagierschiffen in der ganzen Welt unterwegs zu sein. Wie das Schicksal es wollte, begegnete er in der Grünen Gans der jungen Inge. Der Rest ist (Erfolgs-)Geschichte.
1967 übernahmen die beiden die Räumlichkeiten am Viktualienmarkt und verwandelten die In-Bar in ein Gourmet-Paradies.
Stilvolles Ambiente unter roter Decke – in Münchens kleinstem Feinschmecker-Restaurant beim Viktualienmarkt. Foto: Annette Baronikians
Große (private) Überraschungsparty geplant
Macht es noch Spaß nach 50 Jahren? "Klar!", sagt Inge Stollberg: "Wir machen so lange weiter, wie’s geht. Außerdem kommt man so gar nicht dazu, lange über seine Zipperlein nachzudenken." Das meint auch Julius und drückt seine Frau an sich.
Ganz aufgeregt sind die beiden, was jetzt anlässlich ihres Jubiläums am Montag passieren wird. Sie selbst wollten "50 Jahre Grüne Gans" eher still feiern – jetzt gibt es eine Überraschungsparty.
Wie die AZ erfahren hat, planen zig Wirte-Kollegen und Spitzenköche ein fast tagfüllendes (nicht öffentliches) Programm zu Ehren der Stollbergs, bei denen heuer noch ein weiteres Jubiläum ansteht: ihr 50. Hochzeitstag.
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