42-Jährigen droht lange Haftstrafe
Der Unfallfahrer von Pasing - was ihm nun an Strafe droht und warum Fahrerflucht vor Gericht nicht als Kavaliersdelikt gilt
Pasing / Gröbenzell - Dass er selbst am Steuer seines dunklen Volvo saß, hat der 42-Jährige Projektmanager aus Gröbenzell gestanden. Warum Norbert N. (Name geändert) nach dem Unfall am Freitagabend in Pasing einfach weitergefahren ist, sagte er nicht. Das will die Polizei noch aus ihm herauszubekommen.
„Der Verdächtige hat ein Geständnis abgelegt“, sagt Polizeisprecher Damian Kania der AZ. Dem 42-jährigen Projektmanager droht jetzt eine Haftstrafe. Gegen den Verdächtigen wird wegen Unfallflucht ermittelt. Laut Paragraph 142 Strafgesetzbuch drohen ihm bis zu drei Jahre Haft oder Geldstrafe.
Dazu muss er sich wegen Körperverletzung verantworten. Weil er im Auto saß, ist es juristisch gesehen sogar gefährliche Körperverletzung. Mutter und Sohn wurden erheblich verletzt, kamen ins Krankenhaus. „Die Strafe orientiert sich an den Folgen und die sind in diesem Fall erheblich“, sagt Rechtsanwalt Thomas Pfister. „Die Staatsanwaltschaft wird deshalb eine Gefängnisstrafe fordern.“
Ob das Gericht bereit ist, die Haft zur Bewährung auszusetzen, wird sich zeigen. Sollten Alkohol oder Drogen bei dem Unfall eine Rolle gespielt haben, so Pfister, ist eine Bewährungsstrafe wohl kaum mehr drin. Alkohol konnte bei Norbert N. nicht festgestellt werden.
Der Unfall passierte am Freitag, die Polizei erwischte ihn erst am Montag. Eine zu lange Zeitspanne, um Alkohol noch nachzuweisen. Ob Drogenkonsum vorlag, werden Laboruntersuchungen zeigen. Der 42-Jährige hatte bereits Ersatzteile für seinen demolierten Volvo organisiert.
Ein Geständnis legte er außerdem erst ab, als Fahnder ihm erklärten, dass sein Wagen als Unfallfahrzeug identifiziert sei. „Letztendlich war der Autofahrer so gut wie überführt“, betont Rechtsanwalt Pfister. Hätte der Unfallfahrer sich vorher freiwillig der Polizei gestellt, hätte sich dies strafmildernd auswirken können. Allerdings gilt das nur innerhalb von 24 Stunden und bei leichten Unfällen beispielsweise einem Parkrempler.
Ljiljana P. und ihr Sohn Maxi (8) kamen vom Baden im Westbad. Am Heimweg wollten sie sich am Freitagabend noch schnell was bei McDonald's in der Landsberger Straße zum Essen holen. Als die 36-Jährige auf den Parkplatz des Schnellimbiss-Lokals einbiegen wollte, knallte ihr der dunkelblaue Volvo von Norbert N. ins Heck. Der achtjährige Sohn kam schwer verletzt ins Krankenhaus, auch die Mutter wurde erheblich verletzt.
Der Unfallfahrer kümmerte sich nicht um Mutter und Kind, sondern gab Gas und verschwand. Am Montag fand die Polizei den Wagen in der Garage des Mannes. Die Ersatzteile für die Reparatur seines Volvos lagen bereits parat.
Ein paar winzige Lacksplitter genügen, um einen bestimmten Autotypen exakt zu bestimmen. In den Laboren beim Bayerischen Landeskriminalamt in München beschäftigen sich vier so genannte Chemotechniker und drei Chemiker mit der Auswertung von Lackspuren. In der Regel untersuchen ein Chemotechniker und ein Chemiker das sichergestellte Material.
Die Lacksplitter werden mikroskopisch überprüft, ob eine Originallackierung vorliegt. Dazu wird beispielsweise der Schichtaufbau des Lacks untersucht. Originallackierungen besitzen meistens einen vierschichtigen Lackaufbau: Grundierungsschicht, Füllerschicht, farbgebende Lackschicht und Klarlackschicht. Liegt eine Originallackierung vor, werden von jeder Lackschicht mikropräparativ Materialproben genommen.
Diese Materialproben werden jeweils in der Diamantzelle gepresst und mit der Mikroskop-Infrarotspektroskopie untersucht. Die Experten arbeiten mit einem Stereomikroskop mit 100-facher Vergrößerung sowie einem Infrarot-Mikroskop.
Di9e erhaltenen Spektren werden dann mit der Infrarot-Spektrendatenbank der Europäischen Sammlung von Automobillacken abgeglichen. Die Ergebnisse in der Datenbank ermöglichen in der Regel die Bestimmung der Fahrzeugmarke.
Der Decklackfarbton eines Lacksplitters kann durch den visuellen Vergleich mit Farbpaspeln (Farbmustertafeln) bestimmt werden. Mit dem Decklackfarbton einer Lackierung können in der Folge anhand von Datenbanken der Reparaturlackhersteller die Einsatzzeiträume und Pkw-Modelle recherchiert werden.
Eine Laboranalyse kostet rund 500 Euro und dauert üblicherweise nur drei bis fünf Stunden.
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