104-Jährige findet endlich ihre letze Ruhe

Mit 104 Jahren ist die Münchnerin Marylka Kellerer-Bender gestorben. Ihr letzter Wille: Auf dem Winthirfriedhof in Neuhausen begraben zu werden. Doch die Stadt legte sich quer.
Thomas Müller |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Die zweitkleinste Ruhestätte der Stadt: Der Winthirfriedhof in Neuhausen.
oh Die zweitkleinste Ruhestätte der Stadt: Der Winthirfriedhof in Neuhausen.

Jahrzehntelang hat sie in München gewohnt, davon mehr als 29 Jahre in Neuhausen: Dennoch sah’s lange so aus, als bliebe der letzte Wunsch der 104-jährigen, kürzlich verstorbenen Marylka Kellerer-Bender verwehrt: Eine letzte Ruhestätte auf dem idyllischen Winthirfriedhof. „Das ist zwar ein hohes Alter – aber kein Härtefall“, so eine Sprecherin zur AZ.

Doch jetzt gibt’s frohe Kunde: Es gibt doch ein Grab für sie auf ihrem Wunsch-Friedhof! „Aufgrund der besonderen Geschichte der Frau Kellerer-Bender und dessen, was sie alles erleiden musste, haben wir jetzt doch einen Platz für sie freimachen können“, so Gesundheitsreferent Joachim Lorenz zur AZ.

Der sich sicher ist, damit keinen Präzedenzfall geschaffen zu haben. Dies ist der Stadt deshalb so wichtig, weil der Winthirfriedhof mit gerade mal 142 Gräbern der zweitkleinste Münchens ist – und der Run darauf aber sehr groß.

Es gibt einfach zu viele Neuhauser, die genau hier und eben nicht auf dem großen Westfriedhof bestattet werden möchten. Wo, nebenbei gesagt, viele Gräber frei wären.

Deshalb darf in Alt-Neuhausen normal nur derjenige bestattet werden, der mindestens 30 Jahre lang und ununterbrochen im Viertel gewohnt hat. Genau das war im Fall der Verstorbenen das Problem: Marylka Kellerer-Bender wohnte knapp 88 Jahre in München, Jahrzehnte davon in Neuhausen. Aber halt nicht 30 Jahre durchgängig. Sondern ein paar Monate weniger, weshalb die Stadt auf stur schaltete.

Wie berichtete, sammelten Anwohner daraufhin Unterschriften – etwa im Schreibwarenladen Scheibner in der Nymphenburger Straße. „Sie war natürlich im Viertel bekannt“, sagte Geschäftsführer Markus Scheibner zur AZ.

Jetzt also die Kehrtwende der Stadt, die sich zu einer menschlichen Lösung durchgerungen hat. Was auch mit dem Leid zu tun hat, das Marylka Kellerer-Bender in München erdulden musste: 1936 musste sie als Jüdin die Stadt verlassen – und emigrierte nach Paris. Erst nach dem Krieg kehrte sie zurück, pendelte fortan zwischen Paris und München.

Ihre letzte Ruhestätte findet sie jetzt also dort, wo sie bis zuletzt jede Woche herspaziert ist, auf einer Bank saß und in die Sonne blinzelte – auf dem Winthirfriedhof, den sie so sehr liebte.

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.