10-jähriges Jubiläum der ADHS-Beratungsstelle
Hasenbergl - "ADHS ist keine Modediagnose, ADHS gibt es wirklich", sagt die Schulleiterin des Wichern-Zentrums, Dr. Edith Wölfl auf der Jubiläumsfeier der ADHS Beratungsstelle. 5 % sind betroffen, doch der Verdacht ist noch viel höher. Im Rahmen der 10-jährigen Jubiläumsfeier der ADHS-Beratungsstelle, die im Wichern-Zentrum im Münchner Stadtteil Hasenbergl angesiedelt ist, wurde auf die steigende Zahl der „ADHS-Kinder“ aufmerksam gemacht.
Die Feier fand am vergangenen Mittwoch in der Turnhalle der Schule statt, Träger der Einrichtungen ist die Diakonie Hasenbergl. „ADHS war schon immer da – wenn auch unter anderem Namen“, so die Schulleiterin weiter. Was es dringend brauche, sei ein „Schulterschluss der gemeinsamen Sorge“. Eltern, Beratungsstellen, Ärzte, Kinderkrippen – und gärten sowie Schulen müssten sich in diesem Thema besser vernetzen.
Wichtig bei der Zusammenarbeit sei, niemanden Vorwürfe zu machen und die Kinder nicht als Last, sondern als Herausforderung zu sehen. Mathilde Schlayer-König war die erste Mitarbeiterin, als die ADHS-Beratungsstelle vor 20 Jahren gegründet wurde. Stellvertretend für die weiteren sieben Pädagoginnen gab sie einen Rück- und Ausblick über das Beratungsangebot während der Festlichkeiten. So organisiert die Fachstelle unter anderem Fortbildungen über das ganze Jahr verteilt, um mehr Wissen über die Diagnose zu schaffen und Verständnis weit über den Münchner Raum hinaus zu vermitteln.
„Aber der Münchner Norden dürfte inzwischen gut geschult sein“, so die Pädagogin. Dabei bietet die Stelle auch praktische Anleitungen für brenzlige Situationen: Wie vermeide ich den täglichen Terror, wenn mein Kind für die Schule aufstehen muss? Was mache ich, wenn mein Kind immer nur diskutieren will? Diese und andere Fragen werden in der Beratung beantwortet.
Das Markenzeichen der Einrichtung sei die Unabhängigkeit zu anderen Einrichtungen, etwa zu Schulen. So müssten sich Eltern nicht vor möglichen Auswirkungen von Beratungsgesprächen auf ihre Kinder fürchten – und können „auspacken“. Denn nicht nur die Kinder leiden oft unter der Diagnose ADHS – auch die Eltern haben Angst, ausgegrenzt zu werden und halten daher mit den Problemen, die sie mit ihren Kindern haben, oft hintern Berg.
Dies sei eine Auswirkung unserer leistungsorientierten Gesellschaft, in der es immer mehr darum geht, dass auch schon die Kleinsten in der Schule erfolgreich aufsteigen. Dass ADHS nicht nur negative Seiten hat, stellte Gastredner Dr. Klaus Skrodzki, Kinder- und Jugendarzt klar. Der Vater von zwei Söhnen – einer davon hat selbst ADHS – betonte etwa die Sensibilität von Kindern mit dieser Diagnose gegenüber Tieren und Pflanzen. Der Grund: Diese Lebewesen reagieren nicht negativ, eine Erfahrung, die die Kinder gegenüber Menschen aber oft machen würden.
Negative Erfahrungen vermindern, positive fördern – das ist das Ziel der ADHS-Beratungsstelle des Vereins Diakonie Hasenbergl, der in diesem Jahr 50-jähriges Jubiläum feiert. Die Einrichtung möchte Lösungsmöglichkeiten für eine bessere Bewältigung des schulischen und häuslichen Alltages zusammen mit den Eltern erarbeiten. Jeder, der eine Frage zum Thema ADHS hat, ist willkommen.
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