Stadtsparkasse München: Bald doch Negativzinsen für Privatkunden?

Die Stadtsparkasse München will die Guthaben ihrer Privatkunden auch weiterhin nicht belasten, betont sie. Doch sie könnte sich bald zu dem Schritt gezwungen sehen.
von  Florian Zick
Die Zentrale der Stadtsparkasse im Tal: Hier wird entschieden, was mit dem Geld der Sparer passiert.
Die Zentrale der Stadtsparkasse im Tal: Hier wird entschieden, was mit dem Geld der Sparer passiert. © Stadtsparkasse

München - Als Finanzmensch hat man derzeit mit vielen Unwägbarkeiten zu kämpfen: der Handelskrieg zwischen den USA und China, die Schuldenkrise in Italien. Am meisten ächzen die Banken aber immer noch unter der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB).

Stadtsparkasse will EZB Negativzinsen nicht an Private weitergeben

0,4 Prozent an Negativzinsen müssen die Banken bei der EZB derzeit auf ihre Einlagen entrichten. Auch die Münchner Stadtsparkasse ist vergangenes Jahr auf diese Weise einen ordentlichen Batzen Geld losgeworden.

Satte 13 Millionen Euro musste die Stadtsparkasse 2018 an die EZB abführen. Sparkassen-Chef Ralf Fleischer spricht deshalb auch von einem "schwierigen Jahr". Einen zweistelligen Millionenverlust, den muss auch ein großes Geldhaus wie die Sparkasse erst einmal kompensieren.

Die Stadtsparkasse will diese Kosten trotzdem nicht an ihre Kunden weitergeben. Zwar zahlen Firmenkunden mit mehr als 250.000 Euro auf dem Konto seit gut zwei Jahren Negativzinsen. Privatkunden sollen von solchen Sondergebühren aber auch weiterhin verschont bleiben.

Bei zu vielen Einlagen werden Negativzinsen kommen

Bei 819.000 Kunden ist das ein mehr als nachvollziehbares Vorhaben. Über die Hälfte der Münchner hat ein Konto bei der Stadtsparkasse. Da wäre sicher niemand glücklich, wenn er auf sein Erspartes nicht nur keine Zinsen mehr bekommt, sondern plötzlich auch noch selbst welche zahlen muss. Das Versprechen, die Negativzinsen nicht auf die Kunden umzulegen, gilt aber freilich nur unter Vorbehalt.

Sollte die erste große Bank seine Kunden mit Negativzinsen belegen, käme auch die Stadtsparkasse wohl nicht mehr darum herum, sagte Fleischer heute bei einer Bilanz-Pressekonferenz. Denn dieser Schritt würde eine Lawine auslösen. Die Sparer würden ihre Guthaben dorthin verlagern, wo sie noch keine Negativzinsen berappen müssen. Die Einlagen bei der Stadtsparkasse würden dadurch deutlich wachsen. Für dieses Geld müsste die Stadtsparkasse dann aber wiederum Negativzinsen bei der EZB entrichten. Das sei so dann nicht mehr finanzierbar, so Fleischer.

Finanzierung der Negativzinsen durch Umverteilung

Vorläufig will die Stadtsparkasse die Verluste aber anders ausgleichen. Schon in den vergangenen fünf Jahren hat es eine Verschiebung gegeben. Die Sparkonten werfen inzwischen nämlich nur noch einen Bruchteil der Erträge ab.

Standen in diesem Bereich 2014 in der Bilanz noch gut 87 Millionen Euro, waren es vergangenes Jahr nur noch gut elf Millionen. Dafür ist in der gleichen Zeit das Provisions- und Kreditgeschäft massiv gewachsen.

Durch das Vermitteln von Bausparverträgen und Lebensversicherungen hat die Stadtsparkasse 2018 fast 124 Millionen Euro eingenommen (2014: 81,4 Millionen). Bei den Krediten wurden über 136 Millionen erwirtschaftet (2014: 97,6 Millionen Euro). Dieses Umschichten lässt sich schon noch ein bisschen fortsetzen, sagt Fleischer. Trotzdem müsse die EZB dringend ihre Zinspolitik überdenken, so der Sparkassen-Chef. Denn dieses große Umverteilen, "das gelingt nur wenigen Banken", so Fleischer.

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