Stadtsparkasse baut im Werksviertel: So nachhaltig soll das "tomorrow" sein
München - Betonwände, Betontreppen, Betonsäulen. Beim Rundgang durch die Baustelle des "tomorrow" muss man sich das grüne Morgen zunächst vorstellen - noch fehlen das mit Pflanzen bestückte Außenskelett und die Bäume auf dem Dach. Doch die Aussicht auf die Frauenkirche und den fünf Minuten entfernten Ostbahnhof vermittelt schon jetzt das hippe Bürofeeling, das sich die Stadtsparkasse München von dem Bauprojekt im Herzen des Werksviertels vermutlich erhofft.

"Die Nachhaltigkeit geht bis zur Lackierung der Holzfenster", sagt der Architekt
Es ist das erste Cradle-to-Cradle-Bürogebäude (C2C) Bayerns (zu Deutsch: vom Ursprung zum Ursprung) - das heißt, es besteht aus Materialien, die darauf ausgelegt sind, zu 100 Prozent wieder in die Natur zurückgeführt werden zu können. Das ist insofern nützlich, weil laut Umweltbundesamt das Bauwesen für mehr als die Hälfte des Abfallaufkommens verantwortlich ist "Die Nachhaltigkeit geht bis zur Lackierung und Lasierung der Holzfenster. So sehr sind wir in die Tiefe gegangen", sagt Architekt Volker Mägdefrau stolz. Sein Kollege Falk von Tettenborn weist zudem darauf hin, dass selbst der Beton so verbaut werde, dass er recycelbar sei - indem nichts draufgeklebt und verputzt werde. 80 Prozent des Gebäudes bestehen demnach aus C2C-Materialien.

Warum der nachhaltige Baustil Kosten spart
"Unternehmen fragen gezielt nach ökologischen Standards, die tomorrow berücksichtigt", sagt Bernd Hochberger, Vorstandsmitglied der Stadtsparkasse. Eine dementsprechend hohe Nachfrage gibt es laut Michael Rubenbauer, Direktor des Immobilienmanagements, nach Flächen in dem 11.500 Quadratmeter großen Bürogebäude. Ab Mitte 2025 soll ein Mix aus Mietern die etwa 550 bis 600 Arbeitsplätze nutzen können.
Die Baukosten liegen bei rund 60 Millionen Euro. Laut Rubenbauer kosten die C2C-Materialien im Schnitt zehn bis 15 Prozent mehr als herkömmliche Baustoffe. Architekt von Tettenborn betont jedoch: "Es schafft ja auch Wert." Und spare Nebenkosten: Durch dezentrale Lüftungsgeräte - die sich automatisch abschalten, wenn niemand den Raum nutzt - wird die von der grünen Fassade gefilterte Luft vorgekühlt. Die in der Fassade verbauten Photovoltaik-Module liefern Strom. Und auf der Dachterrasse wird das Regenwasser gesammelt, das für die Bewässerung der Fassade und die Spülung der WC-Anlagen genutzt wird.
Ein bunteres Werksviertel
Selbst an die tierische Umwelt ist gedacht: In der Fassade wird es Vogelkästen geben, in denen etwa Rotschwänze und Fledermäuse nisten können. Die Mischung aus Solitärsträuchern, Stauden und Kletterpflanzen soll laut Rubenbauer dafür sorgen, dass das "tomorrow" nicht nur eine "grüne Wand, sondern ein lebendiges Gebäude ist". Je nach Jahreszeit werden so unterschiedliche Pflanzen blühen. Damit dürfte das Gebäude das sonst "sehr urbane Werksviertel" noch etwas bunter machen.
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