Stadt will Erzieher auf Facebook anwerben

In einem Eltern-Rundbrief schildert die Stadt die dramatische Lage: 400 Fachkräfte fehlen, neue Kitas können nicht voll aufmachen. Wie das Bildungsreferat neue Mitarbeiter gewinnen will
Thomas Gautier |
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München - Der Brief ist seit letzter Woche überall, jeder soll ihn lesen. Und wissen, was Sache ist. In städtischen Kitas fehlen „mehr als 400 pädagogische Fachkräfte“, schreibt das Bildungsreferat in einem Schreiben an die Eltern.

Die werden die Auswirkungen dieser dramatischen Zahl schon bemerkt haben. Der Winter und seine Krankheiten haben die Kita-Besatzungen stark geschwächt. „Jetzt merkt man den Fachkräftemangel verstärkt“, sagt Ursula Oberhuber vom Bildungsreferat. Fällt eine der 4080 Stammkräfte wegen Krankheit aus, ist kein Ersatz da. „Uns fehlen Aushilfskräfte“, sagt Oberhubers Kollegin Monika Niedermayer. Eigentlich sollte es einen Springer pro Kita geben – wegen des Erziehermangels unmöglich.

Die Folgen: Kitas werden in der Früh und am Abend zusammengelegt oder eingeschränkt. Für Mitarbeiter gibt es weniger Fortbildungstermine, sagt Ursula Oberhuber. Auch in neuen Kitas ist das Programm eingeschränkt: Manche bieten statt 100 erstmal nur 75 Plätze an. Das alles kann nicht unbemerkt bleiben – deshalb bittet die Stadt bei den Eltern mit dem Brief um Verständnis, „wenn in der Kita ein pädagogisches Angebot ausfallen muss oder die Betreuungszeiten im gewohnten Umfang nicht mehr abgedeckt werden können“.

Und nicht nur das: „Wenn Sie in Ihrem Bekanntenkreis Erzieher oder Kinderpfleger kennen, empfehlen Sie unsere Kitas als Arbeitsplatz“, steht im Rundschreiben. Mitarbeitersuche per Vitamin B – und bald wohl auch per Facebook: In Zukunft will die Stadt im Rahmen einer neuen Werbekampagne „mit sozialen Netzwerken“ Fachkräfte anwerben, so Monika Niedermayer. Eine Agentur soll schauen, wie „wir auf diesem Kanal als Arbeitgeber präsent sein können“.

2,7 Millionen Euro hat der Stadtrat für den Kampf um neue Erzieher genehmigt – darunter zählen neben der neuen Kampagne auch Stellenanzeigen, Werbung, neues Personal für die Suche, Supervision, Newsletter oder Aktionen wie „Schnupperwochenenden“. Das nächste findet Mitte April statt – „mit Bewerbern aus ganz Europa“, sagt Niedermayer.

Die Stadt versucht es mit allen Mitteln: Grundschullehrer werden umgeschult, Kinderpfleger weitergebildet. Die Stadt versucht auch gelernte Pfleger, Erzieher oder Sozialpädagogen, die in anderen Branchen arbeiten, zurückzuholen – auf 450-Euro-Basis.

Gebracht hat’s wenig. Seit Januar haben sich laut Monika Niedermayer 250 Menschen bei der Stadt beworben, 70 wurden bislang eingestellt. Das seien zwar mehr als noch vor einem Jahr, so Niedermayer. Und doch 330 zu wenig.

Bezeichnend für die Lage ist der letzte Satz des Rundbriefs. An die Eltern gerichtet steht da: „Wir stehen innovativen Ideen offen gegenüber“.

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