Spritpreis-Wahnsinn: Warum die Münchner selbst schuld daran sind
ÜNCHEN/BERLIN - Eine ADAC-Studie belegt es schwarz auf weiß: In Berlin zahlen Autofahrer 4,5 Cent weniger für den Sprit als in München. Daran sind die Autofahrer in der Landeshauptstadt nicht ganz unschuldig. Warum das so ist. . .
Für Münchens Autofahrer kommt’s derzeit knüppeldick: Nicht nur, dass sie sich an den Zapfsäulen Woche für Woche über immer höhere Benzinpreise ärgern müssen. Der Blick nach Berlin treibt ihnen zunehmend auch die Zornesröte ins Gesicht. Immerhin 4,5 Cent ist der Liter Superbenzin laut des aktuellen Kraftstoffpreis-Vergleichs des ADAC in der deutschen Hauptstadt billiger. Ein Umstand, an dem Münchens Autofahrer – so der Automobilclub – allerdings nicht ganz unschuldig sind.
„Im gewissen Umfang sind die Münchner selbst für die Preise in ihrer Heimatstadt verantwortlich“, erklärt ADAC-Sprecher Maximilian Maurer. Zwar würden sich die generellen Preissteigerungen hauptsächlich am Rohölpreis orientieren, an den regionalen Unterschieden seien aber auch die Verbraucher nicht unbeteiligt.
Ein vollkommen transparentes Gewerbe
Denn kaum eine Branche reagiert so sensibel auf das Kaufverhalten der Kunden wie der Treibstoff-Markt. Insbesondere Tankstellen an großen Verbrauchermärkten, die über besonders günstige, teils nicht kostendeckende Benzinpreise eine Lockvogelfunktion für das Hauptsortiment ausüben wollen, beeinflussen in ihrem Einzugsgebiet das Preisgeschehen. Um diese niedrigpreisigen Marktteilnehmer herum bildet sich ein regionaler oder lokaler Preistrichter, an dem sich auch große Konzerne orientieren.
So fahren alle Tankstellenpächter des Mineralölkonzerns Esso jeden Tag ihre Wettbewerbstankstellen ab – in der Regel zwischen 5 und 7 Uhr – und stellten deren Preise fest. Diese werden an die Zentrale durchgegeben, die prüft, wie diese Tankstelle im Vergleich zu ihren Wettbewerbern liegt. Liegt der Wettbewerberpreis über oder unter dem Esso-Preis, wird meist rasch angepasst. Bei Esso heißt es: „Es wird um jeden Kunden gerungen.“
Allerdings müssen die Münchner da auch mitmachen: „Am schlimmsten für den Benzinpreis sind die Verbraucher, die unabhängig von den Kosten zu immer derselben Tankstelle fahren“, erklärt Maurer. Heißt im Klartext: Wer seiner Stamm-Tankstelle stets treu bleibt – zum Beispiel weil er dort die Kassierin kennt oder sie schlichtweg gleich um die Ecke liegt – sorgt nicht für sinkende Preise am Benzin-Markt.
Karlsruhe bleibt Spitzenreiter
Allerdings machen’s die Autofahrer in anderen Städten offenbar auch nicht besser: Laut der ADAC-Erhebung zahlten die Freiburger am Dienstag immerhin 146,7 Cent pro Liter Superbenzin. Noch mehr waren’s in Saarbrücken, Erfurt und Kassel. Absoluter Spitzenreiter bleibt Karlsruhe (150,2) Vielleicht sollten die Badener mal wieder eine neue Tankstelle ausprobieren.
Daniel Aschoff
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