Spielplatz verhindert Cannabis-Traum: Der König von Haschheim dankt ab

Aschheim verhindert Haschheim. Der Chillout Club von Wenzel Cerveny ist vorerst Geschichte. Er scheitert mit seinem Hanfverein tatsächlich an einem eilig gebauten Spielplatz in der Nähe.
Hüseyin Ince
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Vaclav Wenzel Cerveny im Anbauzelt. Alles war schon vorbereitet: So hätte Wenzel Cerveny seine Pflanzen für Mitglieder des Cannabisvereins Chillout Club züchten wollen, in einem speziell beleuchteten und belüfteten Raum.
Vaclav Wenzel Cerveny im Anbauzelt. Alles war schon vorbereitet: So hätte Wenzel Cerveny seine Pflanzen für Mitglieder des Cannabisvereins Chillout Club züchten wollen, in einem speziell beleuchteten und belüfteten Raum. © Peter Kneffel (dpa)

Wer in diesen Tagen beim bundesweit bekannt gewordenen "König von Haschheim" in Aschheim vorbeischaut, erlebt einen wie immer enthusiastischen Co-Chef des Hanf-Megastores "Natur Erlebniswelt" an der Saturnstraße 61. Wenzel Vaclav Cerveny und seine Frau Silke Cerveny verkaufen hier weiterhin mit täglichen Kundengesprächen Hanf-Setzlinge und etwa 1000 Produkte rund um das Material Hanf.

Doch die Stimmung ist geknickt. "Ich werde gegen Ende August hier die Zelte abbrechen", sagt Wenzel Cerveny. Der Grund, vereinfacht gesagt: Ein Spielplatz, der im Umkreis von 200 Metern eilig aufgebaut wurde, nachdem die Cervenys zum 22. Februar 2024 die Natur Erlebniswelt eröffnet hatten, um langfristig einen legalen Hanf-Anbau-Klub zu betreiben.

Ich war zuerst da, sagte der Haschkönig, als er zum ersten Mal von dem Spielplatz hörte

Anfangs zeigte sich Cerveny noch kämpferisch. "Ich war zuerst da", sagte er unter anderem, als die Gemeinde Aschheim – im Vergleich zu üblichen Genehmigungszeiten – in Windeseile den Spielplatz bauen ließ. Laut Gesetzgebung darf kein Hanf-Anbau-Klub im 200-Meter-Umkreis eines Spielplatzes aktiv sein.

Ein Häuschen, ein Pferd: Der Spielplatz, der den Cannabis-Traum platzen ließ.
Ein Häuschen, ein Pferd: Der Spielplatz, der den Cannabis-Traum platzen ließ. © Peter Kneffel (dpa)

Viele Aschheimer Gemeinderatsmitglieder machten parteiübergreifend kein Geheimnis daraus, dass sie mit diesem Kniff den Chillout Club von Cerveny verhindern wollten. Vermeintlich spiegelten sie damit den Bürgerwillen wieder. Die Angst ging um, vor einem unkontrollierten Hanf-Tourismus im Aschheimer Gewerbegebiet.

"Völlig unbegründet", wie Cerveny immer wieder betonte. Schließlich sollte das Cannabis-Legalisierungsgesetz der letzten Bundesregierung zum Gegenteil führen. "Kontrollierter Anbau von Cannabis und kontrollierte Abgabe, nur an Vereinsmitglieder", betonte Cerveny stets und suchte das Gespräch mit der Gemeinde.

Ohne Anbauverein ist für ihn kein Hanf-Megastore möglich

Doch es half nichts. Der Spielplatz blieb – wenn man ihn als solchen bezeichnen möchte: ein kleines umzäuntes Rechteck, darauf ein Häuschen und ein Schaukelpferd. "Ich habe dort noch nie ein Kind beim Spielen gesehen", sagt Cerveny. Von Anfang an wollte er die Hanfwelt mit CBD-Ölen, Hanf-Nahrungsmitteln, Hanf-Bettwäsche und Hanf-Kleidung mithilfe des Anbauvereins nebenan unter dem gleichen Dach finanzieren.

Klar war: Alleine würde sich der Megastore mit 10.000 Euro Miete monatlich nicht tragen. 800 Quadratmeter hat der ehemalige Rewe. Nur durch die regelmäßgen Mitgliedsbeiträge des Chillout Clubs würde das alles funktionieren. Mehr als 60 Mitglieder hatte der Verein bereits, nachdem der Megastore eröffnete.

Cerveny hatte – trotz des Spielplatzes – einen Genehmigungsantrag beim Bayerischen Gesundheitsministerium gestellt, im Dezember 2024, um den Cannabis-Vereinsbetrieb aufzunehmen.

Der Spielplatz ist enorm klein, aber Plan der Gemeinde geht auf

Das Ministerium beendete aber die Pläne von Cerveny, per Bescheid vom 3. März 2025, der uns vorliegt. "Nach §12 Abs. 1 Satz 1 Nr. 6 KCanG ist die Erlaubnis jedoch zu versagen, wenn das befriedete Besitztum in einem Bereich von 200 Metern um den Eingangsbereich von Kinderspielplätzen liegt", heißt es darin.

Cerveny wirkt ernüchtert. Schließlich glaubte er, dass er nach vielen Vorgesprächen mit der Gemeinde den Betrieb des Chillout Clubs aufnehmen hätte können. Er hatte viel Geld investiert. Seit etwa zwei Jahrzehnten kämpfte er zudem – als Nichtraucher und Nicht-Konsument – für die Legalisierung von Cannabis. Er fühlt sich hintergangen, so wirkt es. Als er den Megastore eröffnete, wusste er noch gar nichts von diesem Spielplatz.

Nun möchte Cerveny nach München umziehen. "Ich habe bereits einige Objekte angesehen. Eines gehört der Stadt", sagt er. Obersendling oder Giesing seien möglich. Den Chillout Club möchte er ruhen lassen, aber nicht aufgeben. "Ich werde mich für die Teilnahme an eventuellen Cannabis-Modellprojekten der Stadt bewerben", sagt Cerveny. Bei den Besichtigungen hat er bislang keinen Spielplatz entdeckt.

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