Später Rauswurf
Erst durch Druck der Medien kam Bewegung in die Sache. Der AZ-Kulturchef Volker Isfort über den Sexismus-Fall bei der Messe.
Eine Wurstsemmel, Unterschlagung von minimalem Pfandgeld und andere Kleinigkeiten haben in jüngster Zeit als Kündigungsgrund herhalten müssen. Das ging meist schnell und fristlos. Dass nun ein leitender Angestellter der Messe München nach jahrelangen, massiven Sexismus- und Mobbingvorwürfen seinen Stuhl räumen muss, scheint dagegen logisch.
Doch ausgerechnet bei so einem kapitalen Fall von Fehlverhalten hatten die Gesellschafter, zu denen neben der Stadt München auch der Freistaat und Industrie- und Handelskammer gehören, bis zuletzt Bedenken, ein Rauswurf könne rechtlich schwierig werden. Dabei hatte niemand Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Opfers, das längst freiwillig den Arbeitsplatz geräumt hatte.
Auf den ersten Blick scheint das (späte) Durchgreifen der Verantwortlichen nun ein positives Zeichen zu sein für alle Frauen, die an ihrem Arbeitsplatz von Mitarbeitern oder ihren Chefs drangsaliert werden (selbstverständlich auch für Männer, die Opfer von Frauen sind, falls es diese Fälle gibt). Man kann es aber auch anders interpretieren. Denn erst der mediale Druck, die öffentliche Diskussion (und der Wahlkampf) haben richtig Bewegung in die Sache gebracht. Wäre ein vergleichbarer Fall in der Privatwirtschaft auch ans Licht gekommen?
Frauen, so scheint es, brauchen leider auch im Jahr 2013 noch eine ganze Menge Mut, um durchzusetzen, was ihnen rechtlich ganz selbstverständlich zusteht.
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