Sozialbetrug auf einer Baustelle

Razzia am Mittleren Ring: 20 Zöllner der „Finanzkontrolle Schwarzarbeit“ haben eine Großbaustelle in der Richard-Strauss-Straße durchsucht – und bewiesen damit den richtigen Riecher: Sozialbetrug auf einer Baustelle der Versorgungskammer.
von  Abendzeitung
Der Tatort: Auf dieser Baustelle am Mittleren Ring wurden die Schwarzarbeit-Fahnder fündig.
Der Tatort: Auf dieser Baustelle am Mittleren Ring wurden die Schwarzarbeit-Fahnder fündig. © Gregor Feindt

Razzia am Mittleren Ring: 20 Zöllner der „Finanzkontrolle Schwarzarbeit“ haben eine Großbaustelle in der Richard-Strauss-Straße durchsucht – und bewiesen damit den richtigen Riecher: Sozialbetrug auf einer Baustelle der Versorgungskammer.

Bei dem Bauprojekt der Versicherungskammer Bayern und der bayerischen Versorgungskammer ging nicht alles mit rechten Dingen zu. Ein türkischer Subunternehmer ließ 19 seiner Arbeiter mehr als 200 Stunden im Monat schuften. Bezahlt wurden allerdings höchstens 150 Stunden. Die Männer gaben bei ihrer Befragung an, nicht den vorgeschriebenen Mindestlohn von 12,50 Euro zu verdienen. Nach Angaben des Zolls sparte sich die Firma bis zu zwei Euro Stundenlohn und bezahlte nur 10,50 brutto. Zwei Polen seien außerdem vermutlich als Schwarzarbeiter beschäftigt gewesen, teilte der Zoll gestern mit. Für andere Männer sei keine Sozialversicherung bezahlt worden, obwohl sie bereits seit Monaten auf der Baustelle arbeitet hätten. „Die müssen bei guter Gesundheit gewesen sein“, sagt René Matschke vom Zoll.

Denn ein Arztbesuch kam für sie nicht in Frage. Doch damit hatten die Betrügereien noch kein Ende: Die Arbeitgeber kassierten offenbar Geld aus der Urlaubskasse der Bauwirtschaft – ohne den türkischen Bauarbeitern aber Urlaub zu gewähren. Die Höhe des Schadens ist noch unklar.

Es droht mächtig Ärger

Als die Zöllner am Dienstag mit Durchsuchungsbeschlüssen anrückten, wurden auf der Baustelle gerade Schalldämmungen eingebaut. Direkt am Mittleren Ring, zwischen Denninger Straße und Effnerstraße, entstehen neue Wohnungen. Gleichzeitig mit der Razzia in München nahm der Zoll den Sitz des Subunternehmers in Nordrhein-Westfalen unter die Lupe. Dem Firmen- Chef droht jetzt mächtig Ärger.

Erst vor wenigen Monaten hatte das Amtsgericht einen osteuropäischen Arbeitgeber zu einem Jahr und zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Er hatte seinen Baufacharbeitern lediglich 4,60 Euro pro Stunde bezahlt. Bei den Bauherren versuchte man gestern intern, die Vorwürfe des Zolls zu überprüfen. „Natürlich sollten unsere Firmen keine Subunternehmer einstellen, die Schwarzarbeiter beschäftigen“, hieß es bei der bayerischen Versorgungskammer.

Julia Lenders

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