Sonnenenergie auf alten Dächern: Grüne wollen Photovoltaik trotz Denkmalschutz
München - Ein Kaufhaus braucht viel Strom. Für die ganzen Lämpchen in den Auslagen, den Schaufenstern, den Decken. Für die Aufzüge, die Lüftungen, die Kühlanlagen. Etwa eine Million Kilowattstunden Strom kommen im Kaufhaus Kustermann pro Jahr zusammen. Das ist 500 Mal so viel wie in einem durchschnittlichen Haushalt mit zwei Personen anfallen, die in einem Mehrfamilienhaus leben.
Kaufhaus Kustermann: 20 Prozent des Strombedarfs durch Sonnenenergie decken
Als Russland die Ukraine angriff und als der Bundeskanzler von einer Zeitenwende sprach, die es zu bewältigen gilt, sei auch bei der Familie Kustermann der Wunsch gewachsen, etwas beizutragen. So schildert es Caspar-Friedrich Brauckmann, der vor Jahrzehnten in die Familie einheiratete und fast ebenso lange die Geschäfte verwaltet.
Seine Idee: Solarplatten auf ihren drei Häusern direkt am Viktualienmarkt, mitten in der Münchner Altstadt. Über 600 Paneele würden auf die Dächer passen. 20 Prozent des Strombedarfs könnten dann durch die Sonnenenergie gedeckt werden, rechnete der Geschäftsmann aus. Eine höhere sechsstellige Summe wollte Brauckmann investieren. In drei bis vier Monaten könnten die Anlagen geliefert werden, sagt er. Theoretisch. Denn so einfach ist das nicht.
Katharina Schulze: Denkmalschutzgesetz ohne Das Wort "Photovoltaik"
Die bayerischen Denkmalschutzgesetze stehen dem Projekt im Wege. Das Wort "Photovoltaik" komme in diesen Gesetzen bislang nicht einmal vor, schildert Katharina Schulze, die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag. Der Reflex der Behörden sei deshalb immer der gleiche: Den Antrag mit dem Stempel "abgelehnt" zu den Akten legen. So ähnlich ging es auch dem Geschäftsführer des Kaufhauses Kustermann. Brauckmann stellte eine Anfrage bei der Stadtverwaltung, die wiederum auf die Landesgesetze verwies.
Aus Sicht der beiden Grünen-Politikerinnen Katharina Schulze und der Münchner Bürgermeisterin Katrin Habenschaden müssen deshalb so schnell wie möglich die Gesetze im Freistaat verändert werden. Noch in diesem Jahr wollen die Grünen im Landtag einen Vorstoß machen, kündigt Schulze an.
Zumindest die CSU im Stadtrat würde eine Änderung der Gesetze begrüßen. Denn auch der CSU-Stadtrat Matthias Stadler hätte gerne auf seinem denkmalgeschützten Haus Solarplatten angebracht, doch stieß auf Hürden. Daraufhin beantragte die CSU, dass die Regeln geändert werden sollen.
Momentan sind in München bloß ein Prozent der Dächer mit Solaranlagen bedeckt. Doch das Potenzial ist groß: Theoretisch könnte man 25 Prozent des Münchner Strombedarfs durch Solarstrom decken, so teilte es Andreas Horn, der Photovoltaik in der Stadt koordiniert, vor Kurzem mit.