Sommeliers lernen: Bier ist mehr als bloß Helles, Pils, Dunkles oder Weißbier

Im Kurs bei Doemens in Gräfelfing lernen Biersommeliers alle (Ab-)Arten des Brauens
von  Ewald Trojansky
Weiß alles über Bier: Wolfgang Stempfl, Geschäftsführer der Brauakademie Doemens in Gräfelfing.
Weiß alles über Bier: Wolfgang Stempfl, Geschäftsführer der Brauakademie Doemens in Gräfelfing. © Lukas Barth/dapd

Im Kurs bei Doemens in Gräfelfing lernen: Biersommeliers alle (Ab-)Arten des Brauens

MÜNCHEN/AUGSBURG Die Ausbildung zum Biersommelier hat Sebastian Priller eine „komplett neue Sicht auf das Bier” eröffnet. „Die Welt des Bieres ist halt doch größer als das, was wir in Deutschland als Bier bezeichnen”, bringt der Augsburger Diplomkaufmann seine Erkenntnisse auf den Punkt. So hat er etwa gelernt, dass aus fast jedem stärkehaltigen Lebensmittel Bier gebraut wird – etwa aus Buchweizen oder Mais, in Afrika oft aus Hirse und in Asien eher aus Reis. Inzwischen ist Priller amtierender Weltmeister der Biersommeliers.
Seine Ausbildung absolvierte er beim Gräfelfinger Verein Doemens. Dieser bildet deutschlandweit als einziger Bildungsträger geprüfte Biersommeliers an seiner Akademie aus. 95 Prozent der Teilnehmer sind Profis, die ihre Kenntnisse gewinnbringend vermarkten wollen, fünf Prozent sind „Privatpersonen, die sich so was gönnen”, sagt Schulleiter Wolfgang Stempfl.

Rund 500 Teilnehmer aus Europa haben bisher die deutschsprachigen Kurse zum Biersommelier absolviert. Anmelden kann sich jeder, billig ist das nicht: 2750 Euro kostet der zweiwöchige Kurs, Anreise und Übernachtung kommen dazu; insgesamt muss man mit 4000 Euro Gesamtkosten rechnen, erläutert Stempfl.
Weltweit unterscheiden Experten rund 100 Biersorten; von den meisten hat der deutsche Durchschnittskonsument noch nie etwas gehört.

Die Seminar-Teilnehmer lernen, dass etwa „Imperial Stout” zur englischen Biersorte „Stout” gehört, einer Sorte dunkler Biere, die leicht schokoladenartig und süßlich schmecken können. Das „Imperial Stout” wurde einst für die russischen Zaren gebraut und auf einen Alkoholgehalt von rund zehn Prozent aufgepeppt.
Ein „Lambic” ist ein belgisches, leicht säuerliches Bier, im Geschmack reicht es etwa von einer Berliner Weißen „bis hin zu einer feinen Säure, wie man sie bei Balsamico-Essig findet”, erklärt Schulleiter Stempfl.
Es ist nicht die Bier-Menge, die ein Brauer ausstößt, die für Prestige sorgt – auch das lernen die Kursteilnehmer. Eine mittelständische regionale Brauerei mit 100 Mitarbeitern, wie sein Brauhaus Riegele in Augsburg, kann gar nicht mit den großen Massenbrauern konkurrieren.

So gibt es beim Biersommelier-Weltmeister jetzt 14 verschiedene Biersorten und 8 Spezialitäten, darunter auch „Indian Pale Ale”, ein helles Bier, das im 19. Jahrhundert in England für britische Kolonialtruppen in Indien gebraut wurde.
Wegen des langen Transportweges ohne jegliche Kühlung musste es besonders gut haltbar sein. Es hat daher einen hohen Gehalt an Hopfen – und ganz viel Alkohol.

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