Sogar ein Drei-Sterne-Koch bestellt von hier: Münchner Hof liefert eine Besonderheit  

Auf diesem Hof in Haar trifft nachhaltige Landwirtschaft auf kulinarische Vielfalt. Von köstlichen Bio-Kürbissen bis hin zu einer kulinarischen Rarität, die man in München nicht erwartet hätte. 
von  Ruth Frömmer
Antonia Habeker baut auch Kräuter, Gurken und vieles mehr in ihrem Gewächshaus an.
Antonia Habeker baut auch Kräuter, Gurken und vieles mehr in ihrem Gewächshaus an. © ruf

Die Ernährung ist der Schlüssel zu mehr Nachhaltigkeit. Wer mit regionalen und saisonalen Bio-Lebensmitteln kocht, verkleinert seinen ökologischen Fußabdruck und ernährt sich nebenbei gesünder. Das Referat für Klima und Umweltschutz ist für die Münchner Ernährungswende zuständig und möchte auch die öffentliche Verpflegung nachhaltiger machen.

Vor gut einem Jahr wurde zu diesem Zweck das Haus der Kost ins Leben gerufen, ein Fortbildungszentrum für nachhaltiges Kochen in München. Das Beratungszentrum bietet Coachings und Workshops an, unterstützt Küchenteams, schaut sich Lieferbeziehungen, Strukturen und Speisepläne an und zeigt, wie es nachhaltiger geht. "Es gibt in jeder Küche einen Hebel, den man finden kann“, weiß Silke Brugger, die das Haus der Kost leitet und dafür sorgen will, dass mehr regionale Biolebensmittel in der Außer-Haus-Verpflegung eingesetzt werden.

In Workshops wird gezeigt, wie nachhaltige Küche geht.
In Workshops wird gezeigt, wie nachhaltige Küche geht. © Nina Ruehr

Dafür bringt sie die Küchenteams mit Erzeugern und Produzenten regionaler Lebensmittel zusammen. Ohne die Höfe, die in und um München mit viel Leidenschaft auf nachhaltige Produktion setzen, wäre das nicht möglich. Die AZ hat sich drei dieser Höfe genauer angeschaut. Jeder ist anders, jeder hat eine Besonderheit zu bieten. Eines haben alle gemeinsam: Hier sind Menschen mit ganz viel Leidenschaft am Werk.

Der Habeker Hof

Ein Besuch bei Antonia Habeker auf dem Hof ihrer Familie in Haar macht direkt Lust, sofort alles hinzuschmeißen und selbst Landwirt zu werden. Zusammen mit ihrem Mann Roland betreibt sie den Hof in dritter Generation. Aufgebaut hat ihn der Großvater ihres Mannes. Als dritter Sohn der Bauernfamilie aus Gronsdorf sollte er eigentlich Metzger werden. Aber er wollte unbedingt in der Landwirtschaft bleiben und hat sich statt seinem Erbe ein Feld überschreiben lassen. Nach dem Krieg hat er dann aus den Trümmersteinen der Stadt München den jetzigen Habeker Hof inklusive Stall errichtet.

Antonia Habeker in ihrem Tomaten-Gewächshaus.
Antonia Habeker in ihrem Tomaten-Gewächshaus. © ruf

Und die Leidenschaft für Lebensmittel scheint in der Familie zu liegen. Die Habekers haben sich im Lauf der Hofgeschichte immer mehr zu einem nachhaltigen Betrieb mit Fokus aufs Besondere entwickelt. Kürbisse zum Beispiel. Die gibt es heute in jedem Supermarkt und immer nur die gleichen drei Sorten. Die Familie Habeker baut schon seit 35 Jahren Kürbisse an. Im Herbst beginnt die Saison und die Kunden können zwischen 115 Sorten auswählen. Allen, die aus Faulheit immer nur Hokkaido-Kürbisse kaufen (weil man sie nicht schälen muss), versichert Antonia Habeker: "Die Schale ist bei den meisten Kürbissen essbar" – wenn sie ökologisch angebaut sind.

Vom Urlaubsmitbringsel zur Gewürz-Rarität

Oder wussten Sie, dass es Münchner Safran gibt? "Das war ursprünglich ein Urlaubsmitbringsel aus dem Burgenland", erzählt Antonia Habeker. 2016 war die Familie dort. Wie immer auf der Suche nach dem Besonderen. Sie besuchten einen Betrieb, der Safran anbaut. Der Landwirt habe ihnen mit solcher Leidenschaft davon erzählt, dass sie spontan 10.000 Knollen bestellten. Und es stellte sich heraus, dass sich der Münchner Boden bestens für Safran eignet. Sogar Drei-Sternekoch Tohru Nakamura bestellt das edle Gewürz bei den Habekers. Ebenso wie das sortenreine Rapsöl. Die AZ durfte es kosten und war begeistert. Es schmeckt leicht nussig, vollmundig und rund – eine regionale Alternative zum Olivenöl.

Safran aus München – gibt's bei den Habekers im Hofladen.
Safran aus München – gibt's bei den Habekers im Hofladen. © ruf

Vor vier Jahren hat das Ehepaar Habeker den Hof vom Schwiegervater übernommen. Beide haben ihre Jobs bei einem Agrarkonzern inzwischen aufgegeben und betreiben den Hof nun im Vollerwerb zusammen mit zwei Teilzeitmitarbeiterinnen, vielen Minijobbern und Freunden. Die Idee: Gemüse und Getreide so nachhaltig wie möglich anbauen, zum Teil selbst verarbeiten und direkt vermarkten. Im Moment steht alles im Zeichen der Tomate. Antonia Habeker führt die AZ durch ihr duftendes Gewächshaus und zeigt, wie viele Farben und Formen Tomaten haben können. Sie hat sich spezialisiert auf alte, samenfeste Sorten mit Namen wie Figuren aus einer Dschungelgeschichte: Green Zebra, Black Cherry oder Artisan Blush Tiger.

So bunt kann eine einzige Tomate sein. Die Habekers haben sich auf alte, samenfeste Sorten spezialisiert.
So bunt kann eine einzige Tomate sein. Die Habekers haben sich auf alte, samenfeste Sorten spezialisiert. © ruf

"Wir arbeiten ohne chemische Insektizide"

Nicht nur bei den Tomaten legen die Habekers Wert auf Nachhaltigkeit. Ihr Hof ist zwar nicht biozertifiziert. „Aber wir arbeiten nur mit Nützlingen, ohne chemische Insektizide“, verspricht Antonia Habeker. Sie möchte, dass ihre Kinder spontan Salat und Tomaten ernten können, ohne sich um giftige Spritzmittel Gedanken machen zu müssen.

Das sortenreine Rapsöl ist eine regionale Alternative zum Olivenöl. Es schmeckt nussig und fein.
Das sortenreine Rapsöl ist eine regionale Alternative zum Olivenöl. Es schmeckt nussig und fein. © ruf

Die Kunden wissen das zu schätzen. Vor zwei Jahren ist aus einem ehemaligen Stall ein wunderschöner Hofladen geworden. Die Kundschaft kommt zum Teil von weit her, um die Lebensmittel der Habekers zu kaufen. Im Sortiment finden sie auch viel Selbstgemachtes. Etwa einen Sugo aus den hofeigenen Tomaten, Kürbissuppe oder Brot aus dem Eglfinger Zimbern. Das ist eine alte Getreidesorte aus Haar. Die Habekers haben ihn wiederentdeckt. Das Mehl gibt’s ebenfalls im Laden zu kaufen. "Es ist verwendbar wie Weizen, schmeckt aber nussiger und ist bekömmlicher", sagt Habeker.

Verkauft wird direkt auf dem Hof

Dank Selbstbedienungskasse kann man sogar täglich außer sonntags von morgens bis abends im Hofladen einkaufen. Warum also nicht einmal eine kleine Radtour nach Haar unternehmen? Es macht Spaß, dort durch die Safrannudeln, Öle, Soßen, Kürbiskerne und vieles mehr zu stöbern. Und Appetit sowieso!

Dank Selbstbedienungskasse hat der Hofladen täglich außer sonntags geöffnet.
Dank Selbstbedienungskasse hat der Hofladen täglich außer sonntags geöffnet. © ruf

Habeker Hof
Gronsdorfer Straße 22, Haar

Hofladen:

Selbstbedienung: Mo-Sa: 8 bis 20 Uhr, Do-Sa mittags ist Personal im Laden

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